TV-Duell der US-Präsidentschaftsanwärter Deutschland fiebert mit Clinton – nicht mit Trump

Meinung | Berlin · In Deutschland gibt es keinen Zweifel, wer das TV-Duell der US-Präsidentschaftsanwärter gewonnen hat. Hillary Clinton ist bei uns die glasklare Siegerin. Das ist auch nicht verwunderlich.

Die Weltpresse über das Duell zwischen Clinton und Trump
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Foto: dpa, msc

Wir Deutschen können mit dem pöbelnden, emotionalen und ordinären Donald Trump nichts anfangen. Das zeigen die Reaktionen auf das erste TV-Duell des konservativen US-Präsidentschaftsanwärters mit seiner demokratischen Herausfordererin. Hillary Clinton wird in den deutschen Medien als Siegerin gedeutet, auch in unserer Berichterstattung.

Der Grund für die Ablehnung Trumps: Sein ganzer Habitus widerspricht unserem Bild eines seriösen Politikers.

Man stelle sich nur für einen Augenblick vor, SPD-Chef Sigmar Gabriel würde in einem TV-Duell mit der Kanzlerin auf diese Weise für sich werben. Indem er etwa auf sein großartiges Temperament verweist oder sich damit brüstet, dass er ein schlauer Kerl sei, weil er jahrelang keine Steuern gezahlt habe. Der Mann wäre zu Recht politisch tot. Auftritte, wie Trump sie liefert, wären hierzulande noch nicht einmal von AfD-Politikern denkbar.

Auch unsere Gesellschaft ist dabei sich zu spalten. Diejenigen, die sich abgehängt und missverstanden fühlen, wählen Linkspartei oder AfD. Die anderen, denen es gelingt, in unserem freiheitlichen System Wohlstand für sich zu schaffen, bleiben bei den Etablierten.

Gemeinschaft westlicher Werte in Gefahr

Wir sind aber weit von der amerikanischen Art der Auseinandersetzung entfernt. In den USA geht es nur darum, den politischen Gegner platt zu machen. Im Endeffekt vertieft diese politische Debatte lediglich die Gräben.

Aus deutscher Sicht kann man nur hoffen, dass die Amerikaner im November so wählen, wie sie nun das Abschneiden der Präsidentschaftskandidaten beim TV-Duell bewerten – pro Clinton.

Das deutsch-amerikanische Verhältnis hat viele schwierige Phasen überstanden, weil wir einander verstanden haben. Wir sind uns kulturell nah, sehen uns trotz vieler Unterschiede als Wertegemeinschaft. Mit Trump bestünde die Gefahr, dass eben diese Gemeinschaft westlicher Werte von Frieden, Freiheit und Toleranz zerbrechen.

(qua)
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