Wikileaks-Affäre Obama begnadigt Whistleblowerin Chelsea Manning

Washington · Wenige Tage vor seiner Amtsübergabe hat US-Präsident Barack Obama die Gefängnisstrafe für die Whistleblowerin Chelsea Manning verringert. Die Haftdauer von 35 Jahren wird nach Angaben des Weißen Hauses deutlich auf nur sieben Jahren reduziert.

 Chelsea Manning (Archivbild): Kommt am 17. Mai frei.

Chelsea Manning (Archivbild): Kommt am 17. Mai frei.

Foto: afp

Der scheidende US-Präsident Barack Obama gewährt der inhaftierten Wikileaks-Informantin Chelsea Manning einen deutlichen Strafnachlass. Sie soll nun bereits am 17. Mai frei kommen. Das teilte das Weiße Haus am Dienstag mit.

Die Informantin, die eine Geschlechtsumwandlung vollzog, hatte unter dem Namen Bradley Manning während der Stationierung im Irak der Enthüllungsplattform Wikileaks Hunderttausende Dokumente zugespielt und war dafür zu 35 Jahren Haft verurteilt worden.

Wikileaks-Gründer Julian Assange hat die Entscheidung von US-Präsident Barack Obama begrüßt, die Haftzeit der Wikileaks-Informantin Chelsea Manning zu verkürzen. "Im Namen der Demokratie und zum Wohle des Rechtsstaates muss die Regierung ihren Krieg gegen Whistleblower und Veröffentlicher wie Wikileaks und mich sofort beenden", forderte Assange zudem am Dienstag in einer Erklärung an die Nachrichtenagentur AFP. Via Twitter dankte er Unterstützern, die sich für Mannings Freilassung eingesetzt hatten und feierte ihre baldige Freilassung als Sieg.

Der Australier Assange hatte nach Angaben der Enthüllungsplattform zuvor bekundet, er sei zu einer Auslieferung in die USA bereit, falls seine Informantin Chelsea Manning dort begnadigt werden sollte. Manning hatte als Soldatin geheime Informationen über Verfehlungen der US-Streitkräfte etwa in Afghanistan und im Irak an Wikileaks weitergereicht. Sie wurde 2013 zu 35 Jahren Haft verurteilt.

Ihre Haftstrafe wegen Spionage und Verrats sitzt sie im US-Militärgefängnis in Fort Leavenworth ab. Dort sind nur Männer inhaftiert. Im Gefängnis soll Manning nach US-Medienberichten mehrmals versucht haben, sich das Leben zu nehmen.

Assange war vor über vier Jahren in die Botschaft Ecuadors in London geflüchtet, um einer Festnahme zu entgehen. Gegen den 45-jährigen Australier liegt ein Haftbefehl wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden vor. Er fürchtete eine Auslieferung an Skandinavien und von dort in die USA, wo ihm eine lange Haft droht.

 Seit sechs Jahren sitzt Chelsea Manning im Militärgefängnis in Fort Leavenworth im Bundesstaat Kansas in Isolationshaft.

Seit sechs Jahren sitzt Chelsea Manning im Militärgefängnis in Fort Leavenworth im Bundesstaat Kansas in Isolationshaft.

Foto: rtr

Republikaner Pyan findet Entscheidung "empörend"

Der Vorsitzende im US-Repräsentantenhaus, Paul Ryan, hat Obamas Entscheidung über die Haftverkürzung der Whistleblowerin Chelsea Manning als "empörend" verurteilt. Sie habe "das Leben der Amerikaner riskiert und einige der sensibelsten Geheimnisse der Nation entblößt", kritisierte der Republikaner am Dienstag nach der Verkündung. Der scheidende US-Präsident setze damit einen Präzedenzfall: Diejenigen, die die nationale Sicherheit kompromittierten, würden nicht für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen.

(juju/vek/ap/dpa/afp)
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