Putschversuch USA fordern von der Türkei Beweise gegen Gülen
Brüssel · Die Türkei sieht in dem islamischen Prediger Fethullah Gülen den Hintermann für den Putschversuch und fordert dessen Auslieferung aus den USA. All zu schnell wird das aber nicht passieren.
US-Außenminister John Kerry hat von der türkischen Regierung "Beweise" für die angebliche Verstrickung des in den USA lebenden islamischen Predigers in den Putschversuch vom Wochenende verlangt. Er habe seinen türkischen Kollegen Mevlut Cavusoglu aufgefordert, in "jeder Angelegenheit, die sie uns übermitteln, Beweise und nicht Unterstellungen vorzulegen", sagte Kerry in Brüssel.
"Wir brauchen wahrhaftige Beweise, die den Untersuchungsstandards vieler Länder in Auslieferungsfragen entsprechen", sagte Kerry. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte die Anhänger Gülens für den Umsturzversuch verantwortlich gemacht und von den USA die Auslieferung seines Erzfeindes verlangt. Gülen hat jede Beteiligung an dem Umsturzversuch bestritten.
Anführer der Putschisten soll nach Angaben aus Regierungskreisen der Ex-Luftwaffenchef Akin Öztürk gewesen sein. Neben Öztürk, der als "formaler Anführer der Junta" bezeichnt wird, wurden nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu mehr als 100 weitere Generäle aus den Streitkräften festgenommen sowie rund 13.000 Staatsbedienstete suspendiert.
Fethullah Gülen (75) gilt als einflussreichster islamischer Prediger der Türkei. Seine Anhänger haben ein Netzwerk gegründet, das in vielen Ländern aktiv ist - auch in Deutschland. Ziel der Bewegung ist es, Muslime über Bildungseinrichtungen, Medien und Vereinsarbeit für eine fromme Lebensweise zu gewinnen.
Gülen lebt seit 1999 zurückgezogen im US-Bundesstaat Pennsylvania. Sein Rückzugsort ist das rund um die Uhr bewachte, weitläufige Gelände des Golden Generation Worship and Retreat Center. Gülen war 1999 in die USA gegangen, um in der Türkei einem drohenden Prozess zu entgehen, nachdem der Verdacht aufgekommen war, er strebe in seiner Heimat einen islamistischen Umsturz an.
Interviews gibt der Prediger, der von seinen Anhängern "verehrter Lehrer" genannt wird, nur selten. Ursprünglich war sein Aufenthalt in den USA mit einer medizinischen Behandlung begründet worden. Doch dürfte sich Gülen auch ausgerechnet haben, dass sein großer Einfluss seinem einstigen Bruder im Geiste, Erdogan, eines Tages unheimlich werden könnte.
Auf die Frage, weshalb er nicht in die Türkei zurückkehre, sagte er 2012 der "FAZ", er sei "durch haltlose und falsche Publikationen gegen meine Person zahlreichen Verleumdungen und Diffamierungen ausgesetzt". Außerdem habe er die Sorge, "dass meine Rückkehr in die Türkei von einigen Kreisen zum Anlass genommen werden würde, die demokratischen Errungenschaften umzukehren".