Chaos in Ägypten USA verhandeln über Zeit nach Mubarak

New York/Kairo (RPO). Der autokratische ägyptische Präsident Hosni Mubarak ist für die USA Geschichte: Hinter den Kulissen wird bereits über die Ablösung verhandelt. Eine Übergangsregierung soll freie und faire Wahlen vorbereiten.

Kairo: Eskalation auf dem Tahrir-Platz
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Die US-Regierung führt einer Zeitung zufolge Gespräche mit Mitgliedern der ägyptischen Führung über eine sofortige Ablösung von Präsident Hosni Mubarak. Die "New York Times" berichtete in der Nacht zum Freitag unter Berufung auf Regierungsmitglieder und arabische Diplomaten, der Vorschlag sehe die Übergabe der Macht an Vize-Präsident Omar Suleiman vor. Dessen Regierung würde dann eine sofortige Verfassungsreform einleiten mit dem Ziel freier Wahlen im September. Auch solle die Übergangsregierung das Gespräch mit Oppositionsgruppen suchen, einschließlich der verbotenen Muslimbrüderschaft.

In US-Regierungskreisen sei dabei von einem Vorschlag unter vielen die Rede, berichtete die Zeitung weiter. Die Diskussionen würden mit hochrangigen Ägyptern im Umfeld Mubaraks geführt, jedoch nicht mit ihm selbst. Ihr Ausgang hänge von vielen Faktoren ab, darunter die weitere Entwicklung der Straßenproteste. Zudem sei unklar, ob Suleiman oder das einflussreiche ägyptische Militär bereit seien, sich von Mubarak zu trennen.

Der Sprecher des US-Außenministeriums, P.J. Crowley, sagte zu dem Zeitungsbericht, Präsident Barack Obama und Außenministerin Hillary Clinton hätten die Regierung in Ägypten zu einem geordneten Übergang aufgefordert. Was alles darüber hinaus angehe: "Unsere Ratschläge bleiben vertraulich."

Ägyptischer Vizepräsident gibt Ausländern Mitschuld

Mubarak lehnt einen Rücktritt bislang ab. Noch am Donnerstag hatte er dem US-Fernsehsender ABC ein Interview gegeben und gesagt, er würde sein Amt jetzt niederlegen, könne dies aber nicht tun aus Furcht, das Land versinke dann noch tiefer im Chaos, wie Starreporterin Christiane Amanpour nach dem Gespräch berichtete. Mubarak habe bei dem Interview im Präsidentenpalast außerdem erklärt, er sei betroffen wegen der tödlichen Gewalt zwischen den Gruppen, die für oder gegen die Regierung demonstrieren. Die Regierung sei dafür nicht verantwortlich. Mubarak gab der verbotenen Muslimbruderschaft die Schuld an der Eskalation der Gewalt.

Omar Suleiman hatte zudem Ausländern vorgeworfen, die Unruhen in seinem Land anzuheizen. "Wenn es Demonstrationen dieses Ausmaßes gibt, wird es Ausländer geben, die kommen und (die Lage) ausnutzen", sagte er im ägyptischen Staatsfernsehen.

Auf dem Tahrir-Platz in Kairo war es in der Nacht relativ ruhig geblieben. Fast 10.000 Demonstranten verblieben vor Ort, einige von ihnen tanzten und sangen. Andere legten sich auf den Boden, um Tee zu trinken oder zu schlafen.

Bislang sind in den nun seit zwei Tagen andauernden Kämpfen im Bereich des Platzes mindestens acht Menschen ums Leben gekommen und etwa 900 verletzt worden. Heute (Freitag) wollen Organisatoren eine Million Menschen zu Protestmärschen auf die Straßen in Ägypten bringen.

Zugleich bestätigte Westerwelle, dass hinter den Kulissen eine Vielzahl von Gesprächen stattfindet, um Reformen in Ägypten anzuschieben. Mit Blick auf die anhaltenden Demonstrationen in Kairo sagte der Außenminister, die Bundesregierung verurteile jede Form von Gewalt. Die Repressalien gegen Oppositionelle und Journalisten müssten beendet werden.

(dapd/Reuters/KNA)
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