Medienbericht USA wollen syrische Rebellen offenbar weiter aufrüsten

Aleppo · Nach der Gewalteskalation in Syrien haben sich die Spannungen zwischen den USA und Russland verschärft. Merkel versucht sich derweil als Schlichterin.

 Ein syrischer Rebell umringt von Waffen.

Ein syrischer Rebell umringt von Waffen.

Foto: rtr, CK/ys

Die US-Regierung prüft einem Medienbericht zufolge, ob als Reaktion auf die massiven Luftangriffe auf die nordsyrische Großstadt Aleppo Rebellen aufgerüstet werden sollten. Die heftigen Kämpfe und Luftangriffe gingen am Donnerstag unvermindert weiter.

Aleppo hatte in den vergangenen Tagen die heftigsten Angriffe der syrischen und russischen Luftwaffe seit Beginn des Bürgerkriegs 2011 erlebt. Die USA als Unterstützer gemäßigter Rebellen und Russland als wichtiger Verbündeter des syrischen Regimes machen sich gegenseitig für die Eskalation verantwortlich.

Seit dem Zusammenbruch der Waffenruhe vor rund zehn Tagen wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte fast 300 Menschen getötet. Der Hilfsorganisation Unicef zufolge kamen seit Freitag 96 Kinder ums Leben, 223 wurden verletzt.

In Aleppos Rebellengebieten gebe es nur noch 30 Ärzte. Dort sind bis zu 300.000 Menschen eingeschlossen. Es fehlt an Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung. Fluchtwege für Zivilisten sind blockiert.

Merkel telefoniert mit Putin

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte äußerte sich in einem Telefonat mit Russlands Präsident Wladimir Putin "äußerst besorgt" angesichts der katastrophalen humanitären Lage und forderte Putin auf, alles zu versuchen, um die Lage der Zivilbevölkerung zu verbessern, wie ein Regierungssprecher in Berlin mitteilte.

Putin betonte nach Kreml-Angaben, dass die USA als Partner Russlands ihrer Verpflichtung nachkommen müssten, die moderate Opposition und Terroristen zu trennen. Moskau werde sich seinerseits weiter für einen stabilen Waffenstillstand und die Verbesserung der humanitären Lage einsetzen.

Merkel telefoniert mit Erdogan

Merkel telefonierte auch mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. "Beide waren sich einig, dass Russland eine besondere Verantwortung zukomme, um die Gewalt zu beruhigen und damit einem politischen Prozess überhaupt noch eine Chance zu geben", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die von Russland unterstützte Offensive des syrischen Regimes und dabei gemeldete "eklatante Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht" seien nicht hinnehmbar.

Russland ist beim Kampf um Aleppo nur zu zweitägigen Feuerpausen zur Versorgung der Zivilbevölkerung bereit. In einer siebentägigen Waffenruhe könnten terroristische Kräfte sich umgruppieren, sagte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow in Moskau. Die USA fordern die Einhaltung der mit Russland vereinbarten Pausen von sieben Tagen.

Steinmeier telefoniert mit Lawrow

Auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) telefonierte mit Lawrow. Wie aus dem Auswärtigen Amt zu hören war, forderte er ein Ende der täglichen Bombardierungen. "Wer Terroristen bekämpfen will, greift keine Krankenhäuser an", betonte er.

Nach Informationen des "Wall Street Journal" wird in der US-Regierung diskutiert, ob der Geheimdienst CIA und seine regionalen Partner Waffensysteme liefern sollten, mit denen Rebellengruppen syrische und russische Artilleriepositionen aus größerer Entfernung angreifen könnten.

Überlegt werde auch, ob Verbündeten in der Region wie der Türkei oder Saudi-Arabien grünes Licht gegeben werden sollte, Rebellen mit stärkeren Waffensystemen auszurüsten. In der Diskussion ist nach demnach auch die Lieferung von Flugabwehrsystemen.

(sb/dpa)
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