Wirtschaftskrise Venezuela droht der Staatsbankrott

Caracas · Venezuela kommt nicht zur Ruhe. Nun droht dem von einer dramatischen Krise erschütterten Land womöglich die Pleite. Staatschef Nicolás Maduro zeigt sich indes zu Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump bereit.

 Venezuelas Präsident Nicolas Maduro attackiert die USA verbal bei einer Verfassungsgebenden Versammlung. Mit US-Präsident Donald Trump will er persönlich sprechen.

Venezuelas Präsident Nicolas Maduro attackiert die USA verbal bei einer Verfassungsgebenden Versammlung. Mit US-Präsident Donald Trump will er persönlich sprechen.

Foto: dpa, afk wie

Kritisch werde es im Oktober und November, sagte der Präsident der Banco Venezolano de Credito, Germán García-Velutini. "Dann sind jeden Monat rund zwei Milliarden Dollar zurückzuzahlen." Das Land hat bereits große Mengen der Goldreserven und Anteile an Ölfeldern verkauft, um die Schulden noch bedienen zu können.

Seit Monaten kämpft die sozialistische Regierung von Präsident Maduro gegen den Ruin, angesichts der monatelangen Unruhen und des weiterhin niedrigen Ölpreises ist die Lage nun besonders kritisch.

Die Konsequenzen könnten verheerend sein, das Land ist im Ausland hoch verschuldet. Nach Einschätzung der Opposition ist der Mangel an Lebensmitteln und Medizin auch deshalb so groß, weil die hohen Schulden bedient werden müssen. Viele Sozialisten sollen Anleihen des Ölkonzerns PDVSA besitzen und würden bei einer Pleite viel verlieren.

Maduro hatte zuletzt Maßnahmen eingeleitet, die Venezuela in eine sozialistische Diktatur umwandeln können. Eine Pleite könnte das Land mit den größten Ölreserven vollends ins Chaos stürzen. Der frühere Planungsminister Ricardo Hausmann schrieb in einem Beitrag für das "Project Syndicate", dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) seit 2013 pro Kopf um rund 40 Prozent gesunken sei. "Die Wirtschaftskatastrophe in Venezuela ist schlimmer als jede andere in der Geschichte der USA, Westeuropas oder des übrigen Lateinamerikas", betonte Hausmann.

Durch die enorme Inflation, die höchste der Welt, seien viele Bürger in die Armut abgestürzt. Laut einer Studie hätten fast 75 Prozent der Venezolaner seit 2014 zudem deutlich an Gewicht verloren.

Nach Verhängung neuer US-Sanktionen gegen Venezuela zeigt sich Maduro zeigt gesprächsbereit. Er habe Außenminister Jorge Arreaza beauftragt, ein Telefonat mit US-Präsident Donald Trump oder ein persönliches Treffen am Rande der Generaldebatte der UN-Vollversammlung im September in New York zu organisieren, sagte Maduro am Donnerstag vor der Verfassunggebenden Versammlung in Caracas.

Gleichzeitig nutzte er seine mehr als dreistündige Rede für neue Verbalattacken gegen die USA, denen er vorwarf, hinter einem Überfall auf einen Militärstützpunkt im Norden Venezuelas zu stecken.

Die US-Regierung hatte nach der Wahl der Verfassungsversammlung Ende Juli Sanktionen gegen Maduro verhängt und sein Vermögen in den USA eingefroren. Washington bezeichnete den sozialistischen Staatschef als "Diktator" und kritisierte das neue Gremium als "rechtswidrig". Später erließen die USA außerdem Strafmaßnahmen gegen weitere venezolanische Amtsträger.

(beaw/dpa)
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