Venezuela Regierung übernimmt Produktion von Windeln und Toilettenpapier

Caracas · Nach dem Rückzug des US-Hygieneartikelkonzerns Kimberly-Clark steigt die Regierung von Venezuela selbst in die Produktion von Windeln und Toilettenpapier ein.

 Präsident Nicolás Maduro kämpft gegen den wirtschaftlichen Niedergang seines Landes

Präsident Nicolás Maduro kämpft gegen den wirtschaftlichen Niedergang seines Landes

Foto: dpa, lmb ay

Arbeitsminister Oswaldo Vera gab die staatliche Übernahme des Produktionsstandorts Maracay bekannt, den der US-Konzern kurz zuvor als Reaktion auf die schwere Wirtschaftskrise geschlossen hatte. Präsident Nicolás Maduro warf den USA vor, sein Land durch eine wirtschaftliche "Inquisition" in die Knie zwingen zu wollen.

Die Fabrikanlagen von Kimberly-Clark seien nun "durch die Arbeiter besetzt", sagte Minister Vera. Die Maschinen würden unverzüglich wieder angeworfen, um die Produktion der Hygieneartikel wiederaufzunehmen. Der sozialistische Politiker erinnerte daran, dass Präsident Maduro die staatliche Übernahme aller Betriebe angekündigt habe, die ihre Produktion vor dem Hintergrund der Versorgungskrise in Venezuela einstellen.

Kimberly-Clark hatte die Stilllegung der Produktionsstätte am Wochenende damit begründet, dass es kaum noch möglich sei, Materialien für die Herstellung von Windeln und Toilettenpapier zu bekommen. Zudem erschwere die hohe Inflation die Arbeit.

Nach der Übernahme der Fabrik durch den Staat richtete das US-Unternehmen eine Mahnung an die Regierung in Caracas: Diese sei nun "verantwortlich für das Wohlergehen der Angestellten und für Anlagen, Ausrüstung und Maschinerie". Kimberley-Clark betonte, durch den "anhaltenden Niedergang der Wirtschaft" in Venezuela zu der Stilllegung gezwungen worden zu sein und nun um die Sicherheit seiner Beschäftigten dort zu fürchten.

Präsident Maduro teilte derweil in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache mit, dass das US-Finanzunternehmen Citibank das Konto der venezolanischen Zentralbank und einer großen Staatsbank schließen wolle. Venezuela wickle über diese Konten Zahlungen in die USA und an andere Empfänger im Ausland ab, sagte der Präsident. Citibank habe die Kündigung "ohne Vorwarnung" ausgesprochen.

"So etwas bezeichnet man als Finanzblockade", kritisierte Maduro, der den Niedergang seines Landes wiederholt mit einem "wirtschaftlichen Krieg" der USA gegen Venezuela zu erklären versucht hatte. In der Ansprache zeigte sich Maduro trotzig: "Niemand hält Venezuela auf. Wir gehen voran - mit oder ohne Citibank, mit oder ohne Kimberley."

Der Ölstaat Venezuela erlebt derzeit eine tiefe Rezession, er steckt in einer schweren Versorgungskrise. Verbraucherwaren wie etwa Hygieneartikel sind kaum mehr zu bekommen. Analysten werfen der sozialistischen Regierung schwere Misswirtschaft vor. Hinzu kommt der Verfall des Ölpreises, der die Exporteinnahmen sinken ließ.

(crwo/AFP)
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