Südamerika Tausende Venezolaner kaufen fehlende Lebensmittel in Kolumbien

Bogotá/Caracas · Eine Lebensmittelnot hat tausende Menschen in Venezuela zu einer ungewöhnlichen Shoppingtour im Nachbarland Kolumbien bewegt. Fast ein Jahr war die Grenze geschlossen, jetzt hat Venezuela Regierung sie für einen Tag geöffnet.

Der Ansturm auf die Grenze war groß.

Der Ansturm auf die Grenze war groß.

Foto: dpa, gad cs

Das wirtschaftlich gebeutelte Venezuela hat erstmals seit elf Monaten die Grenze zu Kolumbien für Lebensmitteleinkäufe kurzfristig geöffnet. Zehntausende Venezolaner reisten am Sonntag in die kolumbianische Stadt Cúcuta, um Lebensmittel und Medikamente einzukaufen, die in ihrem Land nicht zu erhalten sind, wie die Zeitung "El Carabobeño" berichtete.

"Wir dachten nicht, dass mehr als 10 000 Menschen über die Grenzbrücken kommen würden", erklärte William Villamizar, der Gouverneur des kolumbianischen Departements Norte de Santander, dessen Hauptstadt Cúcuta ist. Der Andrang zeige, dass die Grenze dringend dauerhaft geöffnet bleiben müsse, sagte Villamizar. Der Direktor der kolumbianischen Grenzbehörde, Víctor Bautista, schätzte, dass 35 000 Venezolaner in Cúcuta ankamen.

Am Donnerstag hatten rund 500 Frauen den Übergang von Táchira nach Cúcuta durchbrochen, um Lebensmittel einzukaufen. Der Gouverneur des venezolanischen Grenzbundesstaates Táchira, José Gregorio Velma Mora, erklärte, die Regierung habe die zwölfstündige Öffnung erlaubt, um einem weiteren illegalen Durchbruch vorzubeugen, den die Opposition organisieren wollte. Wegen der vielen Menschen an den Grenzübergängen verlängerten die kolumbianischen Behörden die Öffnungszeit um mehrere Stunden.

Ein zweiter Grenzübergang wurde im Laufe des Sonntags zwischen El Amparo im venezolanischen Bundesstaat Apure und Arauca im gleichnamigen kolumbianischen Departement geöffnet.

Die Käufer aus Venezuela erklärten den Medien, dass die Produkte in Kolumbien trotz der starken Abwertung der venezolanischen Währung und der mutmaßlich von den kolumbianischen Händlern kurzfristig erhöhten Preise immer noch billiger seien als auf dem Schwarzmarkt in ihrem Heimatland.

Die Regierung des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro hatte im August 2015 die Grenzübergänge nach Kolumbien gesperrt, um den Warenschmuggel und das Eindringen von kolumbianischen Paramilitärs zu stoppen.

Venezuela leidet unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. Eine galoppierende Inflation macht die Ersparnisse der Bürger zunichte, in den Supermärkten mangelt es an Lebensmitteln. Wegen fehlender Devisen können viele Unternehmen dringend benötigte Rohstoffe nicht mehr einführen.

(hebu/dpa)
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