Missglückte Hilfsaktion für Kurden Video belegt Panne bei Waffenlieferung der USA

Washington · Am vergangenen Wochenende hat die US-Luftwaffe 28 Pakete mit Waffen und Munition über der umkämpften Stadt Kobane abgeworfen, um damit kurdische Kämpfer auszurüsten. Doch eines der Pakete scheint versehentlich in die Hand der Terrormiliz IS gefallen zu sein.

 Ein IS-Terrorist begutachtet das Paket inklusive Fallschirm auf einem Acker.

Ein IS-Terrorist begutachtet das Paket inklusive Fallschirm auf einem Acker.

Foto: afp, FC/ADL

Das Pentagon hat am Dienstag erklärt, dass mindestens eines der Bündel mit Waffen nicht sein Ziel erreichte. Pentagonsprecher John Kirby sagte am Dienstag zu dem Verbleib des Paketes: "Die kurze Antwort ist: Wir wissen es nicht." Während das Pentagon die versehenliche Lieferung an die Terroristen des Islamischen Staates (IS) nicht bestätigte, scheint ein Video das fehlgeleitete Paket zu zeigen.

 Handgranaten und Mörsergeschosse waren in den abgeworfenen Kisten.

Handgranaten und Mörsergeschosse waren in den abgeworfenen Kisten.

Foto: afp, FC/ADL

Auf einem Video bei Youtube ist nun zu sehen, wie ein IS-Terrorist ein Paket mit einem daran befestigten Fallschirm untersucht. Der vermummte Mann öffnet mehrere Kisten. Er packt Handgranaten und Mörsergeschosse, weitere Pakete werden von einem Kameramann abgefilmt. Das Paket in dem Video liegt auf einem Acker, wann es dort gelandet ist, bleibt jedoch unklar.

Deutsche Waffen sind im Video zu sehen

Auf einem der Behälter ist die Aufschrift "DM41" zu lesen - die Typbezeichnung älterer deutscher Handgranaten. Unklar ist, aus welchen Beständen die Waffen stammen und wie sie den Weg nach Syrien gefunden haben. Ein Bundeswehrsprecher sagte am späten Dienstagabend der Nachrichtenagentur dpa, Granaten des im Video gezeigten Typs seien nicht kürzlich an die kurdischen Peschmerga-Einheiten im Nordirak geliefert worden. Vielmehr hätten die Kurden dort das Nachfolgemodell "DM51" erhalten. Die Bundeswehr hatte die Kurden im Irak im Kampf gegen den IS mit Waffen ausgestattet. Die Kisten mit den Granaten aus Deutschland liegen in dem Video nicht direkt bei dem Paket mit dem Fallschirm und sind nicht so verpackt, wie der Rest des Paketes.

Die Kurden in Kobane wollten keine Angaben dazu machen, ob in der von den USA abgeworfenen Waffenlieferung auch deutsche Waffen enthalten waren. Der Verwaltungschef von Kobane, Anwar Muslim, sagte am Dienstag, er wolle dazu keine Auskunft geben, weil es sich um eine militärische Angelegenheit handele.Die syrische Beobachtungsstelle bestätigte hingegen, dass eine Waffenlieferung versehentlich die IS-Terroristen erreicht hatte.

Am Montag hatte das Zentralkommando in Florida noch mitgeteilt, dass in der Nähe von Kobane eine herrenlose Ladung Waffen zerstört wurde. Am Dienstag musste Pentagonsprecher John Kirby diesen Bericht jedoch widerlegen. Das Bündel mit Waffen sei zwar getroffen worden, doch ob es tatsächlich auch zerstört wurde, konnte nicht Kirby nicht sagen. Auf dem Internetvideo der IS ist nicht zu erkennen, dass auf das Paket geschossen wurde. Auch auf dem Acker sind keine größeren Einschusslöcher oder Krater zu sehen.

Kurden angeblich von Assad-Regime beliefert

Die kurdischen Kämpfer in Kobane sollen nicht nur Hilfe aus den USA, sondern auch vom Regime des syrischen Präsidenten Assad erhalten. Die vom IS bedrängte Enklave sei von der syrischen Armee "militärisch und logistisch sowie mit Munition und Waffen" unterstützt worden, sagte der syrische Informationsminister Umran al-Saubi nach Angaben der syrischen Nachrichtenagentur Sana am Mittwoch im Staatsfernsehen. Nach Angaben Al-Saubis hätten Flugzeuge der syrischen Luftwaffe die Waffen nach Kobane geliefert. "Ain al-Arab ist syrisches Gebiet und die Menschen dort sind unsere Menschen", sagte der Minister unter Verwendung des arabischen Namens für die Stadt Kobane.

Die Gefechte zwischen der IS und kurdischen Truppen konzentrieren sich weiterhin auf das seit Tagen hart umkämpfte Ostviertel Kobanes. Weitere heftige Zusammenstöße habe es auch im Südwesten am Startpunkt einer Verbindungsstraße ins rund 130 Kilometer südwestlich gelegene Aleppo gegeben.

(ac)
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