Spannungen im Südchinesischen Meer Vietnam zeigt China bei Manöver die Krallen

Hanoi (RPO). Vor dem Hintergrund zunehmender Spannungen mit China hat Vietnam ein Militärmanöver im Südchinesischen Meer abgehalten. Die Marine absolvierte am Montag eine Schießübung mit scharfer Munition, wie ein Marinesprecher erklärte. Die beiden kommunistischen Nachbarländer China und Vietnam liefern sich seit Jahren einen Disput um die Spratly- und die Paracel-Inseln, wo große Ölreserven vermutet werden.

 Wütend demonstrierten am Sonntag zahlreiche Vietnamesen vor der chinesischen Botschaft in Hanoi.

Wütend demonstrierten am Sonntag zahlreiche Vietnamesen vor der chinesischen Botschaft in Hanoi.

Foto: AP

Bei dem Marinemanöver handele es sich um ein "jährliches Routinetraining", sagte eine Sprecherin des vietnamesischen Außenministeriums in Hanoi. Es begann nach Angaben eines Armeevertreters mit einer vierstündigen Übung mit scharfer Munition nahe der Insel Hon Ong rund 40 Kilometer vor der zentralvietnamesischen Provinz Quang Nam.

Für den Abend war eine ähnliche Übung geplant. Zur Anzahl der beteiligten Schiffe und Soldaten wurden keine Angaben gemacht. Das Gebiet ist rund 250 Kilometer von den Paracel-Inseln und rund 1000 Kilometer von den Spratly-Inseln entfernt. Auf die Spratly-Inseln erheben Vietnam und China, aber auch die Philippinen, Brunei, Malaysia und Taiwan Anspruch.

Nach Einschätzung von Ian Storey, Sicherheitsexperte des Instituts für Südostasien in Singapur, soll das Militärmanöver "die Botschaft an China senden, dass Vietnam sich weigert, sich beiseite stoßen zu lassen". Der Leiter für die Asien-Pazifik-Region im Zentrum für strategische und internationale Studien in Washington, Ralph Cossa, sagte: "Niemand will einen Krieg, aber die Wahrscheinlichkeit einiger Schüsse aus Wut oder eines Zusammenstoßes von Schiffen hat zugenommen." Vietnam und China müssten aufpassen, dass die Lage "nicht ganz außer Kontrolle" gerate.

USA betrachten Entwicklung mit Sorge

Die USA zeigten sich beunruhigt über die zunehmenden Konflikte zwischen den kommunistischen Nachbarländern und rief zu einer friedlichen Lösung auf. Vietnam hatte das Manöver am Freitag angekündigt, die Regierung in Peking reagierte darauf nicht offiziell.

Am Sonntag demonstrierten etwa 300 Vietnamesen in Hanoi und Ho-Tschi-Minh-Stadt, unter anderem vor der chinesischen Botschaft in der Hauptstadt. Der 36-jährige Demonstrant Tran Bao sagte, das Marinemanöver zeige "China und der Welt, dass wir alles tun werden, um unser Land und unser Seegebiet zu beschützen".

China und Vietnam liefern sich seit Jahren einen Disput um die Spratly- und die Paracel-Inseln, wo große Ölreserven vermutet werden. Die jüngste Auseinandersetzung begann im vergangenen Monat. Hanoi zufolge beschädigten chinesische Schiffe dabei ein vietnamesisches Forschungsschiff zur Ölsuche.

Laut vietnamesischem Außenministerium durchtrennte dann vergangene Woche die Besatzung eines chinesischen Fischerboots "vorsätzlich" das Erkundungskabel eines weiteren Forschungschiffes der staatlichen Ölgesellschaft PetroVietnam. 1988 waren bei Gefechten zwischen den beiden Ländern in dem umstrittenen Gebiet mehr als 70 vietnamesische Seeleute getötet worden.

Die philippinische Regierung teilte am Montag mit, dass sie einen eigenen Namen für das umstrittene Seegebiet eingeführt habe. "Alle anderen Länder nennen das Südchinesische Meer gemäß ihrer eigenen Wahrnehmung", sagte der Sprecher des philippinischen Präsidenten Benigno Aquino, Edwin Lacierda, in Manila. "Vietnam nennt es 'Meer des Ostens', es ist daher natürlich, dass wir es 'Westphilippinisches Meer' nennen."

(AFP)
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