Erste Frau im Amt Das ist Roms neue Bürgermeisterin

Düsseldorf/Rom · Virginia Raggi hat bei der Stichwahl am Sonntag knapp 70 Prozent der Stimmen geholt und damit ihren Herausforderer deklassiert. Aber wer ist die erste Bürgermeisterin Roms und für welche Politik steht sie?

Das ist Virginia Raggi - die erste Bürgermeisterin Roms
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Das ist Virginia Raggi -Roms erste Bürgermeisterin

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Foto: dpa, drn ay

Für viele Römer ist ihre Heimatstadt von der Ewigen zur ewig unregierbaren Stadt geworden. Die Probleme in Italiens Hauptstadt häufen sich: Müllberge, kaputte Metros und schlechte Straßen. Zudem ist die Stadtkasse haushoch verschuldet. Es kursieren Zahlen zwischen zwölf und bis zu 14 Milliarden Euro — eine unvorstellbar hohe Summe.

2014 flog außerdem ein Mafia-Netzwerk von Politikern, Unternehmern, Beamten und Kriminellen auf. 300 Staatsdiener sollen darin verstrickt gewesen sein. 46 von ihnen müssen sich derzeit vor italienischen Gerichten unter anderem wegen Korruption verantworten. Das mafiöse Netzwerk, auch "Mafia Capitale" genannt, soll die Stadtverwaltung unterwandert und Geld in Millionenhöhe unterschlagen haben — und das mit Hilfe von öffentlichen Ausschreibungen.

Die frisch gewählte erste Bürgermeisterin Roms, Virginia Raggi, schreckt das nicht ab. Im Gegenteil, ihr Wahlspruch lautete: "Nur Mut, es ist Zeit, Rom zu verändern." Viele Bürger haben ihr das abgekauft, auch weil sich die Kandidatin der "Fünf-Sterne-Bewegung" im Wahlkampf als Alternative zu den etablierten Parteien und Politikern inszenierte.

Sie gehört der europakritischen Partei "Movimento 5 Stelle" an, die 2009 von Star-Kabarettist Beppe Grillo gegründet wurde. In Deutschland gehörte etwa die stellvertretende AfD-Vorsitzende Beatrix von Storch zu den Gratulanten.

Die 37-jährige Juristin sitzt seit 2012 im römischen Stadtparlament. Seit 2006 hat sie ihre Zulassung als Rechtsanwältin. Raggi ist in Rom geboren und aufgewachsen. Verheiratet ist sie mit einem Journalisten. Politische Ambitionen entwickelte sie erst mit Anfang 30 nach der Geburt ihres Sohnes. "Ich wollte nicht, dass er in dieser Stadt aufwächst, so wie sie jetzt ist", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Sie und ihr Mann gehörten zu den Gründungsmitgliedern der "Fünf-Sterne-Bewegung" in ihrem Stadtviertel.

Im ersten Wahlgang erreichte die zierliche Brünette 35 Prozent der Stimmen und ließ ihren stärksten Konkurrenten Roberto Giachetti von der "Partito Democratico" mit zehn Prozentpunkten hinter sich. Daher wird die Bürgermeisterwahl auch als Stimmungsbarometer für die Regierungswahlen 2018 angesehen. Die Ergebnisse der Kommunalwahlen gelten als Schlappe für die Mitte-links-Regierung von Ministerpräsident Matteo Renzi.

Bleibt die Frage, wie Raggi die Probleme der italienischen Hauptstadt in den Griff kriegen möchte. Sie setzt auf eine umweltfreundliche Politik und Transparenz. So möchte sie zum Beispiel extra Busspuren und ein kostenloses Fahrradleih-System einführen. Wie sie jedoch Klientelwirtschaft und den mafiösen Machenschaften begegnen will, ist bisher unklar. Kritiker werfen ihr fehlende Konzepte vor, "reichlich naiv sei Schneewittchen", sagte ihr liberaler Mitbewerber Alfio Marchini über sie.

Derartige Anfeindungen muss sich Raggi wohl noch häufiger gefallen lassen, entschädigt wird sie dafür mit dem Panoramablick über die Ewige Stadt. Ihr Amtssitz befindet sich auf dem Kapitolhügel, einem der sieben Hügel Roms, hinter dem Altar des Vaterlandes.

(heif)
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