Großbritannien und die EU Vize-Premier knöpft sich Cameron vor

London · Der britische Premierminister David Cameron erntet für seine kompromisslose Haltung beim EU-Gipfel in Brüssel immer mehr Kritik. Am Sonntag hat sich auch sein Koalitionspartner und Vize-Premier Nick Clegg in die Debatte eingemischt. Camerons Blockade sei "schlecht für Großbritannien", kritisiert Clegg. Die Folgen seien kaum absehbar.

 Nick Clegg hält den harten Kurs seines politischen Partners für falsch.

Nick Clegg hält den harten Kurs seines politischen Partners für falsch.

Foto: dpa, Andy Rain

"Jetzt besteht eine Gefahr, dass das Vereinigte Königreich innerhalb der Europäischen Union isoliert und marginalisiert wird", sagte Clegg der BBC. Großbritannien ziehe sich bereits "weiter an den Rand Europas" zurück, sagte Camerons liberaldemokratischer Koalitionspartner.

 Premier David Cameron hat das Königreich in Europa weitgehend isoliert.

Premier David Cameron hat das Königreich in Europa weitgehend isoliert.

Foto: dapd, Michel Euler

Clegg hatte zuvor erklärt, er unterstütze die Entscheidung Camerons gegen eine engere Allianz mit den europäischen Partnern zur Rettung des Euros. Als ihm Cameron bei einem Telefongespräch um vier Uhr morgens davon erzählte, habe er seine Enttäuschung aber deutlich gemacht, sagte Clegg der BBC. "Ich habe klargestellt, dass es für mich unvertretbar ist, sie (die Entscheidung) zu begrüßen."

Cameron hatte beim EU-Gipfel in der vergangenen Woche in Brüssel versucht, für ein britisches Ja zu Vertragsänderungen Vorteile für den Londoner Finanzplatz herauszuschlagen. Deutschland und Frankreich erteilten ihm aber eine Absage. Schließlich konnten sich die 17 Eurostaaten und sechs weitere EU-Länder am Freitagmorgen auf einen neuen Vertrag zur Gründung einer Fiskalunion einigen. Drei weitere EU-Staaten erklärten ihre Absicht, eine Mitwirkung in der Fiskalunion zumindest prüfen zu wollen.

Clegg weist Spekulationen zurück

Während sich die britischen Konservativen von Premierminister Cameron für mehr Distanz zur EU einsetzen, hat sich Clegg für engere Beziehungen zu Europa ausgesprochen. Der Liberaldemokrat kündigte an, alles in seiner Macht stehende zu tun, "um sicherzustellen, dass dieser Rückschlag nicht zu einer dauerhaften Kluft wird".

Camerons Nein zu den Vertragsänderungen hatte nicht nur Zweifel aufkommen lassen, ob Großbritannien Mitglied der EU bleiben kann.
Die Haltung des Premierministers sorgte auch für Spekulationen über die Überlebenschancen der britischen Koalitionsregierung, bestehend aus Konservativen und Liberaldemokraten.

Derartige Spekulationen wies Clegg am Sonntag zurück. "Es wäre sogar noch schädigender für uns als Land, wenn die Koalitionsregierung zerfallen würde", sagte er. "Das würde ein wirtschaftliches Desaster für das Land auslösen, zu einer Zeit großer wirtschaftlicher Unsicherheit."

(APD)
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