Völkermord während der Kolonialzeit Herero und Nama verklagen Deutschland in New York

New York/Windhuk/Berlin · In New York haben Vertreter der Volksgruppen der Herero und Nama aus Namibia eine Sammelklage gegen Deutschland eingereicht. Ziel der am Donnerstag erhobenen Klage seien Entschädigungen für die begangenen Verbrechen während der deutschen Kolonialherrschaft Anfang des 20. Jahrhunderts.

 Der Genozid als Reklame-Gag: Sammelkarte der schwäbischen Kaffeefirma Heinrich Franck Söhne aus dem Jahr 1904.

Der Genozid als Reklame-Gag: Sammelkarte der schwäbischen Kaffeefirma Heinrich Franck Söhne aus dem Jahr 1904.

Foto: dpa

Das teilte das zuständige Gericht mit. Die Klageführer, Herero-Chef Vekuii Rukoro und Nama-Chef David Frederick, geben demnach an, stellvertretend für alle Nama und Herero weltweit aufzutreten. Über Entschädigungszahlungen hinaus fordern sie eine Beteiligung von Vertretern ihrer Volksgruppen an den Verhandlungen zwischen der deutschen und der namibischen Regierung.

Der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Schäfer, sagte, sein Ministerium habe keine eigenen Erkenntnisse dazu. Deutschland lehnt direkte Verhandlungen mit Vertretern der afrikanischen Volksgruppen Herero und Nama wegen Verbrechen in der Kolonialzeit ab. Dafür gebe es gute Gründe. Konkreter wurde er nicht. Er verwies auf die Entwicklungshilfe, die in den vergangenen Jahren an das Land gezahlt worden sei. Diese sei auch Ausdruck der besonderen Verantwortung des einstigen deutschen Koloniallandes.

Der Linken-Abgeordnete Niema Movassat erklärte unterdessen, er begrüße es, dass Nachkommen von Herero und Nama nun am Verhandlungstisch seien. Die geforderten Kompensationen bezeichnete er als überfällig.

"Entschuldigung muss Entschädigung enthalten"

Herero-Chef Rukoro hatte im Oktober bei einem Aufenthalt in Berlin betont, weder die Herero noch die Nama würden eine Entschuldigung Deutschlands akzeptieren, die keine Entschädigungen vorsehe.

Ursprünglich sollten die Verhandlungen bis Ende 2016 abgeschlossen sein. Es bleibe bei der Absicht, eine endgültige Einigung noch in der laufenden Legislaturperiode herbeizuführen, sagte der Sonderbeauftragte der Bundesregierung, Ruprecht Polenz, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ziel der Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und Namibia sei, dass beide Länder über die damaligen Ereignisse und Verbrechen "in einer gemeinsamen Sprache sprechen - dass also beide Seiten dasselbe darunter verstehen", so Polenz. Darauf aufbauend solle es eine deutsche Entschuldigung geben. Um "persönliche Entschädigungen an die Ur-Ur-Enkel" könne es nach mehr als 100 Jahren nicht gehen.

Im Zentrum des Dialogs stehen die Ereignisse zwischen 1904 und 1908 in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Damals töteten deutsche Truppen Zehntausende Herero und Nama. Dokumentiert ist der sogenannte Vernichtungsbefehl des damaligen Befehlshabers Lothar von Trotha (1848-1920).

(felt/KNA)
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