Tote Kinder bei Explosion im Park in Gaza Israel fordert Bewohner im Gaza-Streifen zur Flucht auf

Jerusalem · Israels Militär hat die Zivilbevölkerung in mehreren Vororten Gazas zur sofortigen Flucht aufgefordert. Unterdessen wirkt in Gaza noch der Schock einer Explosion in einem Park nach. Es gab mindestens zehn Tote. Hamas macht Israel verantwortlich, aber Israel dementiert die Verantwortung dafür.

 Diese Palästinenser trauern um die acht toten Kinder, die bei einer Explosion in einem Park ums Leben gekommen sind.

Diese Palästinenser trauern um die acht toten Kinder, die bei einer Explosion in einem Park ums Leben gekommen sind.

Foto: afp, HMS/mcp

Das israelische Militär hat die Zivilbevölkerung in mehreren Vororten Gazas zur sofortigen Flucht aufgefordert. In einer am Montag veröffentlichten Erklärung des Militärs hieß es, dass die Einwohner von Schedschaija, Seitun und Dschabalija in Telefonanrufen und per SMS aufgerufen worden seien, sich "unverzüglich" in Sicherheit zu bringen. Zuvor waren durch Mörserbeschuss aus dem Gazastreifen im Süden Israels vier Menschen getötet worden.

Tote Kinder im Park

Bei einem Angriff beim Fest des Fastenbrechens sind am Montag in einem Park von Gaza mindestens zehn Menschen getötet worden. Das teilte der Leiter der Notaufnahme eines nahe gelegenen Krankenhauses, Ajman Sahabani, mit. 46 Menschen seien verletzt worden. Palästinenser und Israelis machten sich für die erneuten zivilen Opfer gegenseitig verantwortlich. Die israelischen Streitkräfte wiesen eine Verantwortung zurück und erklärten, die Menschen im Park seien von fehlgezündeten palästinensischen Raketen getötet worden.

Sahabani sagte, Kinder hätten gespielt und geschaukelt, als sich die Explosionen ereignet hätten. Der israelische Heeressprecher Peter Lerner sagte, der Zwischenfall sei das Werk "palästinensischer Terroristen, deren Raketen zu kurz flogen und das Schifa-Krankenhaus und das Strand- (Flüchtlings-) Lager trafen."

Israel setzte nach einer am Wochenende weitgehend eingehaltenen Waffenruhe seine Offensive gegen das von der radikalislamischen Hamas kontrollierte Gebiet fort. Vorausgegangen sei ein erneuter Raketenbeschuss Israels vom Gazastreifen aus, teilte das Militär mit.

Sicherheitsrat fordert Waffenruhe

Beide Seiten ignorierten mit der Wiederaufnahme des Beschusses einen Appell des Sicherheitsrats, eine sofortige und bedingungslose humanitäre Feuerpause einzuhalten.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief daraufhin erneut zum Ende der Gewalt im Gazastreifen "im Namen der Menschlichkeit" auf. Die Regierung Israels und die Führung der Hamas handelten "moralisch falsch", indem sie auf Waffengewalt setzten. Er forderte den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Hamas-Führer Chaled Maschaal auf, den "politischen Willen" und "teilnahmsvolle Führung" zu zeigen, um das Leiden zu beenden. Nach den israelischen Angriffen sei Gaza in einem kritischen Zustand. Der Tod vieler Zivilisten lasse "ernste Fragen zur Verhältnismäßigkeit" aufkommen.

Israel fliegt weiter Angriffe

Israelische Kampfjets hatten am Montag verschiedene mutmaßliche Hamas-Stützpunkte im Gazastreifen bombardiert, auch die Bodenoffensive ging weiter. Nach Militärangaben wurden zwei Abschussrampen für Raketen und eine Werkstatt ins Visier genommen, in der Raketen gebaut werden. Zuvor seien vom Gazastreifen ein Dutzend Raketen auf Israel abgefeuert worden.

Die israelischen Streitkräfte hatten vor den Luftangriffen mitgeteilt, sie hätten seit Sonntag 21.30 Uhr Ortszeit keine Angriffe im Gazastreifen ausgeführt. Bodentruppen hätten aber den Einsatz fortgesetzt, das Tunnelsystem der Hamas an der Grenze zu zerstören, von dem aus Angriffe auf Israel ausgeführt würden. Außerdem sei mit Artillerie auf mutmaßliche Hamas-Stellungen in Beit Lahija im Norden des Küstenstreifens gefeuert worden, nachdem von dort eine Rakete auf Aschkelon abgefeuert worden sei. "Ruhe wird mit Ruhe beantwortet", erklärten die Streitkräfte.

Israel kritisiert UN

Netanjahu äußerte nach einem Treffen mit Ban seine Unzufriedenheit über den UN-Aufruf. Auf die "israelischen Sicherheitsbedürfnisse und die Entmilitarisierung des Gazastreifens" werde damit nicht eingegangen.

Maschaal sagte dagegen in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CBS, die Palästinenser müssten sich zu oft Aufrufe zur Sicherheit Israels anhören. "Warum gebt ihr die nicht den Palästinensern?", fragte er. "Als Palästinenser will ich befreit sein, ohne Besatzung leben." Auf die direkte Frage, ob er das Existenzrecht Israels anerkenne, sagte er: "Nein", und fügte hinzu: "Ich kann nicht mit Besatzung koexistieren. Ohne Besatzung gibt es Koexistenz. Ich bin zur Koexistenz mit Juden und Christen, Arabern und Nicht-Arabern bereit."

Auch Tote in Israel

Im Süden Israels sind am Montag laut Medienberichten mindestens vier Zivilisten durch eine Mörsergranate aus dem Gazastreifen getötet worden. Sowohl der israelische Rundfunk als auch der Fernsehsender Channel 10 berichteten, das Geschoss sei nahe der Grenze zu dem Palästinensergebiet eingeschlagen. Demnach wurden etwa zehn weitere Menschen verletzt.

In dem seit drei Wochen andauernden Konflikt zwischen der israelischen Armee und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen wurden bereits mehr als tausend Palästinenser getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. Auf israelischer Seite wurden 43 Soldaten und sieben Zivilisten getötet.

(ap)
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