Trotz Verurteilung wegen Korruption Lula will bei Präsidentschaftswahl in Brasilien erneut kandidieren

São Paulo · Die Verurteilung von Luiz Inácio Lula da Silva ist von einem Berufungsgericht bestätigt worden. Dennoch will der frühere brasilianische Präsident erneut für das Amt kandidieren.

 Luiz Inácio Lula da Silva spricht zu seinen Anhängern.

Luiz Inácio Lula da Silva spricht zu seinen Anhängern.

Foto: Andre Penner/AP

"Jetzt will ich Kandidat für die Präsidentschaft sein", sagte am Mittwoch (Ortszeit) vor tausenden Anhängern in São Paulo. Zuvor hatte das Berufungsgericht seine Verurteilung wegen Korruption bestätigt und das Strafmaß sogar von neuneinhalb Jahren auf zwölf Jahre und einen Monat erhöht.

Lula beteuerte erneut seine Unschuld. "Ich will, dass sie mir sagen, welches Verbrechen ich begangen habe", sagte er. "Ich wurde wieder verurteilt wegen einem verdammten Apartment, das nicht mir gehört", rief Lula seinen Anhängern zu. Die Entscheidung des Gerichts sei politisch motiviert gewesen und schade dem brasilianischen Volk.

Im vergangenen Juli hatte ein Gericht den 72-jährigen Lula wegen Verwicklung in einen weitverzweigten Korruptionsskandal und Geldwäsche verurteilt. Das Gericht in Curitiba, der Hauptstadt des Bundesstaates Paraná, sah es als erwiesen an, dass Lula von dem in den Skandal verwickelten Baukonzern OAS bestochen wurde.

Demnach ließ sich Lula während seiner Präsidentschaft von der größten brasilianischen Baufirma eine Luxuswohnung in der Küstenstadt Guarujá im Bundesstaat São Paulo schenken sowie eine große Geldsumme in bar. Der Baukonzern OAS soll im Gegenzug bei Verträgen mit dem staatlich kontrollierten Ölkonzern Petrobras begünstigt worden sein.

Lula hat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe stets zurückgewiesen. Er wertete das Verfahren als Versuch, seine diesjährige Präsidentschaftskandidatur zu verhindern.

Die Petrobras-Affäre erschüttert die brasilianische Politik seit Jahren. Zahlreiche Geschäftsleute und Politiker verschiedener Parteien sind darin verwickelt. Petrobras soll zu überteuerten Bedingungen Aufträge an Baukonzerne und andere Firmen vergeben haben. Diese zahlten wiederum Bestechungsgelder an Politiker und Parteien.

Lula regierte Brasilien von 2003 bis 2010. In seiner Amtszeit erlebte das Land einen Wirtschaftsboom, die Regierung legte Programme gegen Armut und für Landreformen auf. Gleichzeitig erreichte aber der Petrobras-Skandal seinen Höhepunkt.

(das/AFP/AP)
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