Schweden wählt am Sonntag Wahlfavorit Stefan Löfven will zurück zum Wohlfahrtsstaat

Stockholm · Stefan Löfven (57) wirkt im Wahlkampf wie ein Fels in der Brandung. Der ruhige Ex-Gewerkschafter mit dem verschmitzten Lächeln darf laut allen Umfragen am Sonntag mit einem Wahlsieg über die bürgerliche Vierparteienkoalition von Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt (49) rechnen.

 Stefan Löfven wirbt auf einem Wahlplakat für eine sozialere Gesellschaft. Er liegt in dem Umfragen vorne.

Stefan Löfven wirbt auf einem Wahlplakat für eine sozialere Gesellschaft. Er liegt in dem Umfragen vorne.

Foto: afp, jnk/dg

Mit den Grünen und der Linkspartei dürfte es für den Sozialdemokraten reichen, auch wenn der Umfragen-Vorsprung von Löfvens Links-Bündnis in den vergangenen zwei Wochen von 10,8 Prozent auf 4,5 Prozent zum bürgerlichen Regierungslager geschrumpft ist.

Löfven war bis vor zwei Jahren Chef der IF-Metall, einer der größten Gewerkschaften im Land. Er verspricht eine teilweise Rückkehr zum sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaat. Die in zwei Legislaturperioden von Reinfeldt vorgenommen Privatisierungen und Steuersenkungen will er korrigieren. Reinfeldt spricht von "DDR-haften Plänen".

Der Wahlfavorit stellt sich gern als "richtigen Arbeiter" mit Kontakt zur Basis dar. Der gelernte Schweißer und kommt aus einer einfachen Familie. In seinen Wahlkampfreden betonte er seinen Hintergrund. "Ich habe eine gute Ausbildung erhalten, obwohl das nicht selbstverständlich war, für einen Arbeiterjungen", sagte er über seine Kindheit. Aufgewachsen ist er wegen des Todes seines Vaters in einer Pflegefamilie. "Als meine Mutter sich nicht mehr um mich kümmern konnte und den vielleicht schwersten Beschluss für eine Frau, ihr Kind wegzugeben, getroffen hatte, da funktionierte unsere Gesellschaft noch", berichtet Löfven.

So soll das wieder in Schweden werden, verspricht er und kündigt mehr Staat, höhere Steuern und Sozialausgaben an. Vor allem die Arbeitslosigkeit und hier die Jugendarbeitslosigkeit will er bekämpfen. Reinfeldt konnte sie trotz steuerlicher Entlastung von Unternehmen nicht senken, obwohl das eines der Hauptprojekte seiner "Neuen Arbeiterpartei" war und Hauptgrund für deren ersten Wahlsieg 2006.

Die Arbeitslosenrate liegt derzeit bei acht Prozent. Für Schweden ist das viel, auch wenn es für andere EU-Länder wenig wäre.

Auch den qualitativ schlechten Zustand der Schulbildung verspricht Löfven anzupacken. Schweden war bei der bislang letzten Pisa-Studie weit nach hinten gefallen. Zudem haben Reinfeldts Steuersenkungen inzwischen ein großes Loch in die schwedische Haushaltskasse gerissen. Das ließ im Rückblick die Sozialdemokraten, die den Haushalt nach der Krise in den 90er Jahren wieder ins Lot gebracht hatten, als die besseren Geldverwalter erscheinen.

(RP)
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