Umstrittene Symbole zurückgezogen Weißes Haus scheitert mit Smileys im Wirtschaftsreport

Washington · Mit einem Wirtschaftsbericht über Studenten und Berufsanfänger wollte das Weiße Haus eine Kampagne für junge Amerikaner starten. Einen Tag nach der Veröffentlichung wurde der Bericht überarbeitet. Grund dafür waren Smileys und niedliche Bilder.

 Das Weiße Haus in Washington, Sitz des US-Präsidenten.

Das Weiße Haus in Washington, Sitz des US-Präsidenten.

Foto: dpa, Michael Zehender

Mit Symbolen, wie sie vor allem junge Menschen in sozialen Netzwerken wie Facebook oder WhatsApp nutzen, wollte das Weiße Haus den Bericht mit dem Titel "15 Economic Facts about Millenials" aufhübschen. Durch die kleinen Bilder, sogenannte Emojis, sollten auch jungen Menschen Wirtschaftszusammenhänge erklärt werden. Zielgruppe und Gegenstand des Berichts sind die "Millennials", also die Generation von Amerikanern, die zwischen 1980 und Mitte der 2000er Jahre geboren wurden.

Tablet-Computer plus Mikroskop plus Noten gleich Erfolg

Über eine Grafik zu den steigenden Universitätsabschlüssen unter den "Millennials" setzte das Weiße Haus zum Beispiel zwei klatschende Hände. "Glückwünsch für die tollen Leistungen", sollte das heißen. Zudem präsentiert die Obama-Regierung ein erstaunlich einfaches Rezept zur Förderung des technologischen Fortschritts: Tablet-Computer plus Mikroskop plus Noten gleich Erfolg. Ausformuliert bedeutet das, dass eine technologisch gut ausgestattete Generation immer besseren Zugang zur Bildung in naturwissenschaftlichen Fächern hat und von geringen Preisen für digital verfügbare Inhalte wie Musik und Software profitiert. All diese Faktoren vernünftig eingesetzt, begünstigten laut Weißem Haus den technologischen Fortschritt und das Wirtschaftswachstum.

Kritik von Kommunikationsexperten und Medien

Diese bildhafte und vereinfachende Darstellung von Wirtschaftszusammenhängen kritisierten sowohl Kommunikationsexperten wie auch amerikanische Tageszeitungen. Kommunikationsexperte Ram Menom sagte dem Nachrichtenportal "The Atlantic", dass er anzweifle, dass Symbole wie Smileys der Zielgruppe von "Mitzwanzigern" gerecht werde. Seine Firma Avaamo bietet eine App an, über die Firmenkunden sicher Nachrichten und Bilder teilen können. Die jungen Menschen unter seinen Kunden seien durchaus in der Lage, wirtschaftliche Zusammenhänge, die sie betreffen auch ohne lustige Bilder zu verstehen.

"The Atlantic" und die Zeitung "Washington Times" kritisierten die Form des Berichtes deshalb, weil er eindeutig negative Trends beschönige. Als Beispiele wurde etwa die zunehmende Verschuldung unter US-amerikanischen Studenten genannt. Die Zeitung "Boston Globe" berichtete vor kurzem darüber, dass sich immer weniger "Millennials" ein eigenes Haus leisten könnten, ohne eine Finanzspritze der Eltern. Fast ein Drittel der jungen Amerikaner erhalte Zuschüsse der Eltern, um ein Haus und damit eines der amerikanischen Symbole für die Selbstverwirklichung zu erwerben.

Weißes Haus ändert Bericht nach nur einem Tag

Das Weiße Haus reagierte wohl auf die Kritik am Bericht unter dem Titel "15 Economic Facts about Millenials" und nahm die Emojis einen Tag nach der Veröffentlichung am 9. Oktober aus dem Gesamtbericht heraus. In einer Zusammenfassung des Berichtes auf der Internetseite des Weißen Hauses sind die Grafiken aber immer noch zu finden. Amerikanische Medien verglichen den Bericht auch ohne Emojis mit den sogenannten "Listicles", wie sie Internetseiten wie BuzzFeed veröffentlichen. In dieser Mischung als Liste und Artikel wird in der Regel eine begrenzte Anzahl an Fakten zu einem Thema veröffentlicht. Dafür ist der "Millennial-Report" jedoch kaum zu kritisieren, fördert die Listenform doch letztendlich die Übersichtlichkeit.

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"Millennials" als Motor der Wirtschaft

Insgesamt liest sich der "Millennial-Report" wie eine schriftliche Motivation für Menschen Anfang 20. Diese Generation mache jetzt seine Studienabschlüsse und werde dann zu einem wichtigen Motor der Wirtschaft. Diesen Befund untermauert in doppelter Weise ein Bericht des "Boston Globe". Zum einen seien die "Millennials" Banken gegenüber kritisch und suchten sich neue und innovative Wege zur Finanzplanung. Diese Innovationen könnten durchaus größere Relevanz im Finanzwesen erhalten. Zum anderen versuchten die Banken diese in der Finanzkrise groß gewordene Generation wieder für sich zu gewinnen und damit bisherige Geschäftsstrategien zu überdenken.

(ac)
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