Bundesaußenminister in Brasilien Westerwelle bietet Hilfe beim Kernkraft-Ausbau an

Brasilia (RPO). Bundesaußenminister Guido Westerwelle hat eine weitere Station auf seiner Lateinamerika-Reise erreicht: Brasilien hat er auf diesem Wege deutsche Unterstützung beim Ausbau der Kernenergie angeboten.

November 2009: Gigantischer Stromausfall in Brasilien
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Bei einem Treffen mit Industrieminister Miguel Jorge bezeichnete Westerwelle Brasilien am Mittwoch nach Angaben aus Delegationskreisen als "aufstrebenden Stern" in Lateinamerika. Deutschland und die deutschen Unternehmen seien sehr interessiert an einer Zusammenarbeit - etwa beim Ausbau der friedlichen Nutzung der Kernenergie.

Am Nachmittag traf Westerwelle mit dem brasilianischen Außenminister Celso Amorin zusammen. Es wurde erwartet, dass bei dem Gespräch auch der Streit über das iranische Atomprogramm zur Sprache kommen würde. Brasilien hat sich bislang sehr zurückhaltend über Forderungen aus den USA und der Europäischen Union geäußert, schärfere Sanktionen gegen Iran zu verhängen.

Brasilien gehört mit zwei Atomkraftwerken schon heute zu den größten Lieferanten von Atomstrom in Lateinamerika. Um die Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren, sollen sieben weitere Atommeiler gebaut werden. Seit langem gibt es allerdings Kritik an einer mangelhaften Kontrolle der Kernkraftwerke.

Brasilien weigert sich bis heute, das Zusatzprotokoll zum Atomwaffensperrvertrag zu unterzeichnen. Außerdem gibt es in dem Land keine unabhängige Atomaufsicht, sondern nur eine Behörde, die gleichzeitig für die Förderung und die Kontrolle zuständig ist. Der deutsch-französische Konzern Areva/Siemens hatte kürzlich bei der Bundesregierung beantragt, den Weiterbau des brasilianischen Atomkraftwerkes Angra 3 mit einer staatlichen Hermesbürgschaft abzusichern.

Zusammenarbeit beim Ausbau der Infrastruktur angeboten

Mit Blick auf den für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016 nötigen Ausbau der Infrastruktur bekundete der brasilianische Industrieminister Jorge Interesse an einer Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen. Als Beispiel nannte der Industrieminister den Einsatz von Solartechnologie bei der Modernisierung der Stadien. Die deutsche Wirtschaft erhofft sich von den beiden Großereignissen lukrative Aufträge.

Brasilien ist die vierte und letzte Station von Westerwelles einwöchiger Lateinamerika-Reise, die ihn bisher nach Chile, Argentinien und Uruguay geführt hat. Am Abend wollte er nach Sao Paolo weiterreisen. Zum Abschluss steht am Freitag Rio de Janeiro auf dem Programm, wo sich Westerwelle über die Vorbereitungen für die Fußball-Weltmeisterschaft und die Olympischen Spiele informieren will.

(apd/felt)
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