Indien und China Wie gefährlich ist das Wettrüsten in Asien?

Neu Delhi · Indien und China – die Supermächte im asiatischen Raum. Mit 1,2 Milliarden Menschen sind sie die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde. Und beide Supermächte drängt es auf das Meer. Indien hat jetzt mit der Vorstellung seines ersten Flugzeugträgers eine klare Ansage gemacht. Experten warnen vor einer Verschiebung mit gefährlichen Folgen.

Indiens erster Flugzeugträger Vikrant
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Indien und China — die Supermächte im asiatischen Raum. Mit 1,2 Milliarden Menschen sind sie die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde. Und beide Supermächte drängt es auf das Meer. Indien hat jetzt mit der Vorstellung seines ersten Flugzeugträgers eine klare Ansage gemacht. Experten warnen vor einer Verschiebung mit gefährlichen Folgen.

Vor mehr als einem Jahrzehnt hatte die indische Marine den Slogan ausgegeben: "Das offene Wasser erobern", also weitreichende und hochseetaugliche Technik entwickeln. Und die Regierung ließ den großen Worten Taten folgen: Anfang der 1990er Jahre lagen die Mittel für die Marine bei rund 12 Prozent des Verteidigungsbudgets, in den vergangenen Jahren erreichten sie 18 Prozent. Das heißt in offiziellen Zahlen: 4,2 Milliarden Euro im aktuellen Jahresbudget wurden in den Ausbau der Marine gepumpt.

Nach dem Stapellauf der "Vikrant" würde Indien neben Frankreich, Großbritannien, Russland und den USA der fünfte Staat sein, der selbst einen Flugzeugträger gebaut hat. Indien überholt damit Dauer-Rivalen China, der bisher nur einen umgerüsteten Flugzeugträger aus der Ukraine sein Eigen nennt.

Zuvor hatte Indiens Regierung bekannt gegeben, dass das erste selbstgebaute Atomunterseeboot bereit zur Probefahrt sei. Weitere 39 Kriegsschiffe sind derzeit im Bau, darunter auch zwei weitere Flugzeugträger. Quantitativ liege der Fokus Indiens zwar nach wie vor auf den Landstreitmächten, sagt der Verteidigungsanalyst Uday Bhaskar. "Aber qualitativ ist die Marine sehr bedeutend."

Als starke Macht im Indischen Ozean könne Indien mit seinen Fregatten, Zerstörern und Korvetten die Handelsrouten um den Subkontinent sichern sowie bei Naturkatastrophen wie einem Tsunami helfen. "Die indische Marine hat in dem Bereich an Relevanz gewonnen und spielt regional eine herausragende Rolle", meint Bhaskar.

Der nun zu Wasser gelassene Flugzeugträger "Vikrant" - das Sanskrit-Wort für mutig - soll 2018 seinen Betrieb aufnehmen. Ein weiterer ist in Planung. Außerdem könnte Ende dieses Jahres endlich die sanierte sowjetische "Admiral Gorschkow" ankommen, die nun "Vikramaditya" heißt. Indien plant zukünftig mit drei Trägern.

Experten mahnen und sehen einen Kampf mit China um die Vormachtstellung auf dem Wasser heraufziehen. Die andere große asiatische Macht hat mit der "Liaoning" ebenfalls einen Flugzeugträger. Es ist ein modernisiertes sowjetisches Modell, das vorerst nur zu Trainingszwecken dient, doch baut China nach offiziell unbestätigten Berichten an seinem ersten eigenen Flugzeugträger.

Raja Mohan von der Observer Research Foundation (ORF) warnt: "Erstmals blicken die beiden Staaten Indien und China, jeder mit einer Bevölkerung von 1,2 Milliarden Menschen, Richtung Meer." Dies sei eine gewaltige Verschiebung mit globalen Folgen."

Der frühere Top-Diplomat Shyam Saran betonte, sowohl China als auch Indien hätten ein gemeinsames Interesse daran, die Seewege offenzuhalten. Allerdings wies er auch darauf hin, dass es in der Region bislang keine Sicherheitsarchitektur gebe, so wie es für ökonomische Kooperation etwa die südostasiatische Staatengemeinschaft Asean gibt.

So versuchen beide Riesen, ihren Einfluss zu erhöhen. China hilft finanziell beim Bau von Häfen in Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka und Birma, wohingegen Indien in Mauritius, den Malediven, Seychellen und Madagaskar präsent ist. Außerdem schloss Neu Delhi im Dezember eine strategische Partnerschaft mit Asean, auch "um Sicherheit auf dem Meer und freie Schifffahrt zu gewährleisten".

Die maritimen Spuren der beiden Mächte kreuzten sich nun immer häufiger, meint Analyst Mohan. Und mit den USA gebe es einen dritten Akteur in der Region, der sich als Partner der größten Demokratie der Welt verstehe. Er ist sich sicher, dass die beiden ökonomisch so ungleichen Schwellenländer um ihren Platz auf den Meeren ringen: "Man muss ja nicht gleichauf liegen um miteinander zu wetteifern."

(dpa)
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