Medienberichte FBI vermutet Insider hinter Enthüllungen über WikiLeaks

Washington · Wikileaks hat am Dienstag mehr als 8000 Dokumente veröffentlicht, die Spionage-Werkzeuge der CIA preisgaben. Medienberichten zufolge gehen die Ermittler von einem Insider als Quelle aus – das FBI will jeden Verdächtigen befragen, der Zugang zu den Unterlagen hatte.

Das Logo der Wikileaks-Webseite auf einem Smartphone (Archivbild).

Das Logo der Wikileaks-Webseite auf einem Smartphone (Archivbild).

Foto: rtr, TH/VS/TW

Wikileaks hat am Dienstag mehr als 8000 Dokumente veröffentlicht, die Spionage-Werkzeuge der CIA preisgaben. Medienberichten zufolge gehen die Ermittler von einem Insider als Quelle aus — das FBI will jeden Verdächtigen befragen, der Zugang zu den Unterlagen hatte.

Das schrieb die "New York Times" in der Nacht zum Donnerstag. Das könnten mehrere hundert oder auch über tausend Personen sein, hieß es unter Berufung auf Ermittlerkreise. Bisher würden weder eingeweihte externe Mitarbeiter, noch direkte Beschäftigte der CIA als undichte Stelle ausgeschlossen.

Der Leak sei aber nach Ansicht der Ermittler nicht das Werk eines feindlichen Staates gewesen. Wikileaks hatte am Dienstag mehr als 8000 Dokumente veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die CIA eine eigene Programmiertruppe aufgebaut hatte, um systematisch Sicherheitslücken und Schwachstellen in Smartphones, Computern wie auch Fernsehgeräten und Telefonanlagen auszunutzen und auf diese Weise Verdächtige gezielt auszuspähen. Nach Darstellung von Wikileaks agieren Hacker der CIA auch von Frankfurt aus.

Die US-Regierung will die Echtheit der Dokumente weder bestätigen noch dementieren. Experten halten sie aber für glaubwürdig. Der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, sagte am Mittwoch: "Dies ist die Art von Enthüllung, die unser Land, unsere Sicherheit und unser Wohlergehen untergräbt." US-Präsident Donald Trump wollte am Donnerstag mit CIA-Direktor Mike Pompeo und Heimatschutzminister John Kelly zusammentreffen.

Trump hatte in der heißen Phase des Wahlkampfs im vergangenen Herbst von der Veröffentlichung interner E-Mails der Demokratischen Partei bei Wikileaks profitiert, weil dies seiner Rivalin Hillary Clinton massiv schadete. Hinter dem damaligen Datendiebstahl vermuteten US-Behörden Hacker mit Verbindung zu russischen Geheimdiensten. Die jetzt von der Veröffentlichung betroffene CIA-Abteilung ist auch an der Untersuchung der Verbindungen von Trumps Entourage zu Russland beteiligt.

Als Konsequenz aus der Wikileaks-Veröffentlichung unterbrach die CIA den Angaben zufolge einige Projekte, während sie den entstandenen Schaden einzuschätzen und einzudämmen versuchte. Die Enthüllungen "statten unsere Widersacher mit Werkzeugen und Informationen aus, um uns Schaden zuzufügen", zitierte die Zeitung einen CIA-Sprecher. Die Agentur dürfe Menschen in den USA nicht ausspionieren und tue das auch nicht.

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In den Fokus dürfte nun erneut der Einsatz externer Mitarbeiter durch die Geheimdienste kommen. Auch der NSA-Enthüller Edward Snowden hatte seinerzeit als externer Mitarbeiter Zugriff auf vertrauliche Dokumente des Abhördienstes. Das "Wall Street Journal" schrieb, mehr als ein Dutzend Firmen arbeiteten für die CIA an der Entwicklung von Werkzeugen zur Cyberspionage.

Ein Großteil davon werde an einem Standort in Dulles im Bundesstaat Virginia und nicht im Hauptquartier in Langley abgewickelt. Die CIA habe bereits im vergangenen Jahr festgestellt, dass Informationen über ihre Hacking-Werkzeuge abgegriffen worden seien, sei aber von der Veröffentlichung bei Wikileaks überrascht worden.

Zugleich hoben Branchenexperten nach einer näheren Untersuchung der Dateien hervor, dass die Spionage-Werkzeuge zum Teil auf veraltete Geräte und bereits behobene Sicherheitslücken ausgerichtet sind. So gehe es in einem Dokument um das schnelle Kopieren von 3,5-Zoll-Disketten, die längst nicht mehr breit eingesetzt werden. Außerdem geht es bei den Techniken um gezielte Hacks, die zum Teil physischen Zugriff auf die Geräte erfordern - wie zum Beispiel auch bei der vielbeachteten Möglichkeit, ein Fernseher-Modell mit Kamera und Mikrofon als Wanze zu missbrauchen.

Ähnlich wie Apple sieht auch Google viele Sicherheitslücken aus den von Wikileaks veröffentlichten CIA-Unterlagen schon gestopft. "Wir sind sicher, dass Sicherheits-Updates und Schutzmechanismen in Chrome und Android die Nutzer bereits vor den mutmaßlichen Schwachstellen schützen", erklärte der Internet-Konzern. Zugleich werde die Veröffentlichung weiter ausgewertet, und Google werde alle weiteren nötigen Schutzmaßnahmen ergreifen.

Ähnlich hatte sich zuvor nach einer ersten Analyse auch Apple in Bezug auf sein iPhone-Betriebssystem iOS geäußert. Das bei Google entwickelte Android ist das dominierende Smartphone-System mit einem Marktanteil von derzeit mehr als 80 Prozent. Allerdings steigen Apple-Nutzer deutlich schneller auf neuere - und damit auch sicherere - Software um. Dem Konzern zufolge laufen bereits rund 80 Prozent der iPhones mit der neuen iOS-Version. In der Android-Welt ist die neueste Variante "Nougat" nach jüngsten Angaben gerade einmal auf 2,8 Prozent der Geräte installiert.

Der Gründer von Netzpolitik.org, Markus Beckedahl, sagte der "Frankfurter Rundschau", er glaube nicht, dass den staatlichen Überwachungspraktiken politisch abgeholfen werden wird. Die Enthüllungen zeigten umso deutlicher, dass jeder Bürger "bis zu einem gewissen Punkt mitverantwortlich" sei, erklärte er. "Wenn man nicht ständige Sicherheits-Updates einspielt, ist man für solche Hackerangriffe angreifbarer. Durch Selbstschutz kann man das Risiko minimieren."

(isw/dpa)
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