Christen-Morde in der Türkei Witwe vergibt den Tätern

Istanbul (RPO). Nach dem brutalen Morden an den drei Christen in dem Bibelverlag in der Türkei meldet sich nun die Witwe des im osttürkischen Malatya getöteten Deutschen Tilman G. zu Wort. Sie hege keine Rachegedanken gegen die Mörder ihres Mannes. "Ich vergebe ihnen", sagte Susanne G. nach einer Meldung des türkischen Fernsehsenders ATV vom Freitag.

Überfall auf Bibel-Verlag in der Türkei
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"Von ganzem Herzen" wolle sie den Tätern in Anlehnung an die Worte Jesu am Kreuz sagen: "Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." An Rache denke sie nicht, sagte Susanne G. Vielleicht werde Gott ja zu den Tätern sprechen. Laut ATV will Susanne G. ihren Mann in Malatya beisetzen lassen. Die Zeitung "Vatan" meldete, als letzte Ruhestätte für Tilman G. komme in Malatya nur der armenische Friedhof in Frage, weil die 500.000-Einwohner-Stadt nur diesen einen Friedhof für Nicht-Moslems habe.

ATV zufolge will Susanne G. mit ihren drei Kindern weiter in Malatya leben. Ihre Kinder gingen in der Stadt zur Schule, sagte sie. Ihre Töchter würden Blumen auf das Grab ihres Mannes pflanzen. Susanne G. zeigte sich überzeugt, dass die brutalen Morde ein Wendepunkt für Malatya und die gesamte Türkei sein würden.

Tilman G. war zusammen mit zwei türkischen Christen, einem protestantischen Pastor und einem Verlagsangestellten, am Mittwoch auf brutale Art in Malatya ermordet worden. Türkische Zeitungen berichteten, bei dem Deutschen seien mehr als 150 Messerstiche gezählt worden, bei einem weiteren Opfer mehr als 20. Es gebe zudem starke Hinweise darauf, dass die Christen vor ihrem Tod gefoltert worden seien. Die türkische Polizei hat zehn Tatverdächtige in Gewahrsam genommen. Die Ermittlungen dauerten auch am Freitag noch an.

Der Verlagsangstellte Ugur Y. wurde bereits am Donnerstag in seiner osttürkischen Heimat beigesetzt. Die Bestattung wurde nach islamischem Ritus vollzogen, obwohl Y. vor einigen Jahren zum Christentum übergetreten war. Der ebenfalls getötete Pastor Necati A. soll am Wochenende in seiner westtürkischen Heimatstadt Izmir beerdigt werden.

Polizeischutz für Adventisten in Istanbul

Unterdessen teilte der Vorsteher der Siebenten-Tags-Adventisten in der Türkei, Erkin Altinkaynak, mit, dass das adventistische Gemeindezentrum im Istanbuler Stadtteil Taksim mittlerweile von der Polizei rund um die Uhr bewacht werde. Die Gemeinde habe für die Beamten einen Aufenthaltsraum eingerichtet und stelle ihnen Tee und Wasser zur Verfügung. Auch die dortigen Adventisten seien nach dem brutalen Überfall auf das kleine christliche Verlagshaus in Malatya sehr beunruhigt, hieß es. Der türkische Außenminister Abdullah Gül hatte am Donnerstag zugesagt, dass Christen in der Türkei besser geschützt werden sollten.

(afp)
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