Berlin Austrittswelle bei der AfD

Berlin · Der Rechtsruck der Partei vergrault die liberal-konservativen Mitglieder.

Nach der Ablösung des Ökonomen Bernd Lucke von der Spitze der Alternative für Deutschland (AfD) hat bei der Partei eine Austrittswelle eingesetzt. Das ehemalige Vorstandsmitglied Hans-Olaf Henkel hatte bereits unmittelbar nach der Wahl von Frauke Petry seinen Austritt erklärt. Zahlreiche Mitglieder äußerten nun quer durch die Landesverbände dieselbe Absicht. Auch die schleswig-holsteinische AfD-Landeschefin und Europaabgeordnete Ulrike Trebesius sagte unserer Zeitung, sie werde die Partei am Freitag verlassen.

Zuvor will sie mit Lucke in dem von ihr geführten Verein "Weckruf 2015" alle Mitglieder befragen, wie es nun weitergehen und ob man gemeinsam aus der AfD austreten soll. Der "Weckruf" verweist darauf, bereits mehr als 4000 Anhänger zu besitzen. "Wenn das Interesse da ist, eine neue Partei zu gründen, wäre das der wahrscheinlichste nächste Schritt", kündigte Trebesius an.

Bei der Vorsitzendenwahl hatte Luckes Gegenspielerin Frauke Petry am Samstag in Essen dank der Unterstützung der Nationalkonservativen klar gewonnen. Lucke und seine Anhänger zeigten sich entsetzt über die Redebeiträge einiger Parteitagsbesucher, die von einer "Invasion von Asylanten" sprachen und für Pauschalurteile über Muslime donnernden Applaus ernteten.

Petry, die während dieser Reden nicht einschritt, bemühte sich in ihrer Abschlussrede und später auch in einer E-Mail an alle Mitglieder, den Eindruck zu vermeiden, die Partei sei nun weiter nach rechts gerückt. Sie schrieb: "Bitte lassen Sie sich nicht von den aktuellen Presseberichten irritieren, die uns einmal mehr ins politische Abseits stellen wollen." Petry forderte die Mitglieder auf: "Geben Sie uns bis Ende des Jahres Zeit, um den Nachweis zu erbringen, dass wir unsere AfD inhaltlich und organisatorisch auf Kurs halten werden."

(may-)
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