Persönlich Aydan Özoguz ... ist erste Muslimin im Kabinett

Aydan Özoguz ist 46 Jahre alt, Hamburgerin und das Kind türkischer Kaufleute. Jetzt wird die stellvertretende SPD-Vorsitzende neue Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration. Damit ist sie die erste Frau mit türkischen Wurzeln, die am Kabinettstisch sitzt. Die Hamburgerin löst die CDU-Politikerin Maria Böhmer ab, die diesen Posten seit 2005 besetzte. Die beiden Frauen hatten während den Koalitionsverhandlungen gemeinsam die Unterarbeitsgruppe Integration geführt. Die Tatsache, dass Özoguz in der Vergangenheit zu den schärfsten Kritikern ihrer Vorgängerin gehörte, verleiht der Personalie Brisanz. Die studierte Anglistin hatte mehrfach fehlendes Engagement und die Unverbindlichkeit in der Integrationspolitik angemahnt.

Obwohl die Muslimin hohe Anerkennung in ihrer Partei genießt, überrascht die Wahl zur Integrationsministerin: Hatte SPD-Chef Sigmar Gabriel doch noch im Wahlkampf verkündet, dass ein Migrant oder eine Migrantin ein klassisches Ressort bekommen werde und "nicht nur das für Integration". Doch Aydan Özoguz ist das Thema Integration eine Herzensangelegenheit, der neue Posten ihr wie auf den Leib geschneidert. Schon seit 2009 ist sie Integrationsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion. Auch privat lebt sie eine liberale Offenheit vor: Özoguz ist mit dem katholischen Hamburger Innensenator Michael Neumann (SPD) verheiratet; die gemeinsame Tochter lernt beide Religionen kennen.

Darüber hinaus ist die Politikerin für ihre deeskalierende Art bekannt. Ruhig reagierte Özoguz 2011 auch auf Kritik hinsichtlich ihrer Brüder. Yavuz und Gürhan Özoguz sind radikale Muslime. Sie werden vom Verfassungsschutz beobachtet. Deutlich distanzierte sich die SPD-Frau davon: "Es sind meine Brüder, ich werde meine Familie nicht verleugnen. Aber ich stimme mit den politischen Standpunkten meiner Brüder überhaupt nicht überein."

Sarah Biere

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