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Barack Obama spricht mit Castro Mit der Kuba-Blockade endet eine Eiszeit

Washington · Die Karibikinsel Kuba war ein Brennpunkt des Kalten Kriegs: In der Schweinebucht scheiterte der Versuch, die Kommunisten zu stürzen, die Kuba-Krise führte die Welt 1962 an den Rand des Atomkriegs. Jetzt soll sich vieles ändern.

Kuba-USA: Chronologie der wichtigsten Ereignisse
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Foto: dpa, -

Stellenweise klang Barack Obama, als würde er Wort für Wort wiederholen, was Willy Brandt und Egon Bahr einst über ihre Ostpolitik sagten - Wandel durch Annäherung. Die vergangenen fünf Dekaden hätten gezeigt, dass der Versuch, Kuba zu isolieren, schlicht nicht funktioniere, sagte Obama: "Es ist Zeit für einen neuen Ansatz." Weder den USA noch dem kubanischen Volk sei gedient mit einer Strategie, die darauf abziele, den Inselstaat an den Rand des wirtschaftlichen Ruins zu treiben.

Mehr als ein halbes Jahrhundert lang hatten die USA genau dies versucht. Nachdem der Revolutionsführer Fidel Castro 1959 in dem Karibikstaat die Macht übernommen hatte, belegten die USA das Land mit einem harten Wirtschafts- und Handelsembargo. Sie reagierten damit auf die Enteignung und Verstaatlichung von US-Unternehmen durch Kuba, das sich immer stärker dem Kommunismus zuwandte. 1961 versuchte eine Söldnertruppe von Exilkubanern mit Hilfe des US-Geheimdienstes CIA, das Regime zu stürzen. Kubas Revolutionsarmee schlug die Invasion in der Schweinebucht zurück. Der demokratische US-Präsident John F. Kennedy war öffentlich blamiert.

1962 führte dann die Kuba-Krise die Welt an den Rand eines Atomkrieges. Wegen der Stationierung sowjetischer Raketen auf der Insel verhängte Kennedy eine Seeblockade. Es begann ein Nervenspiel, an dessen Ende der dritte Weltkrieg hätte stehen können. Doch Kremlchef Nikita Chruschtschow lenkte ein und zog die Raketen ab.

"Wir können die Geschichte zwischen uns niemals ausradieren", sagte Obama gestern, doch das Erbe der Kolonisierung und des Kommunismus müsse nun überwunden werden. Der Durchbruch, so schildern es Berater des Weißen Hauses hinter den Kulissen, wurde am Dienstag im Laufe eines 60-Minuten-Telefonats Obamas mit seinem Amtskollegen Raúl Castro erzielt. Es war eine Stunde für die Geschichtsbücher - das erste direkte Gespräch, das Staatschefs beider Länder seit der kubanischen Revolution führten. Beide hätten sich darauf verständigt, die im Januar 1961 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen wieder aufzunehmen.

"Der Rest ist reine Logistik, es dürfte schnell gehen", sagt einer der Ratgeber, den man nur zitieren darf, wenn man seinen Namen nicht nennt. Im Übrigen, wenn es eine Politik gebe, deren Verfallsdatum längst überschritten sei, dann sei es die Isolation Kubas. Hochzufrieden skizziert der Mann ein Kapitel Geheimdiplomatie, das an den Dialog zwischen Israelis und Palästinensern erinnert, der 1993 mit dem Osloer Autonomie-Abkommen endete. Kein Wort nach draußen, kein Leck, durch das brisante Informationen gesickert wären. Strengste Verschwiegenheit, und deshalb Resultate: Nach fast 54 Jahren Pause tauschen Washington und Havanna wieder Botschafter aus und nehmen diplomatische Beziehungen auf. Es ist das Ende einer Eiszeit.

Außer vom Papst, der zur "historischen Entscheidung" gratulierte, kam besonders aus Lateinamerika breites Lob, etwa von den Regierungen in Mexiko, Panama, Bolivien und Venezuela - dem ideologischen Widersacher der USA und Verbündeten Kubas. US-Vizepräsident Joe Biden telefonierte am Mittwochabend (Ortszeit) mit den Präsidenten Mexikos und Kolumbiens, um über die neuen Beziehungen zu sprechen.

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff bezeichnete den Vorstoß als "gutes Beispiel für die ganze Welt", den sich niemand habe erträumen können. "Im Namen des ganzen Kontinents feiern wir die Kühnheit und den Mut von Präsident Obama und der kubanischen Regierug, diese Entscheidung zu treffen", teilte Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos mit. Auch Nicaragua, Ecuador und Argentinien gratulierten.

US-Abgeordnete und Senatoren mit kubanischen Wurzeln griffen Obama dagegen scharf an. "Es ist ein Irrtum, dass Kuba sich reformieren wird, nur weil der amerikanische Präsident glaubt, dass die Castro-Brüder plötzlich ihre Fäuste öffnen werden, wenn er seine Hand in Frieden ausstreckt", teilte der demokratische Vorsitzende des auswärtigen Ausschusses im Senat, Robert Menendez, mit. Auch der republikanische Senator Marco Rubio schlug kritische Töne an. Obamas Entscheidung sei unerklärlich und ein weiterer gescheiterter Versuch, sich "Schurkenstaaten" um jeden Preis anzunähern.

Mit Material von dpa

(RP)
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