Bayers riskanter Abschied von der Chemie

Seinen Abschied von Bayer hat Marijn Dekkers angekündigt. Doch bevor der Niederländer 2016 geht, baut er den Konzern radikal um. Mit der Trennung von der Kunststoffsparte steigt Dekkers endgültig aus der Chemie aus und kippt zugleich die Drei-Säulen-Strategie (Pharma, Pflanzenschutz, Kunststoffe) seines Vorgängers Werner Wenning. Wenning war da vorsichtiger Kaufmann: Wenn es der einen Sparte schlecht ging, konnte die andere ausgleichen. Die Börse aber mag keine Mischkonzerne. Und als Liebling der Börse baut Dekkers Bayer nun zum reinen Life-Science-Konzern um. Die Anleger belohnten ihn, der wertvollste Dax-Konzern wurde noch ein bisschen wertvoller.

Für die neue Bayer AG kann der Schritt sinnvoll sein, sie kann sich noch stärker auf die lukrative Pharmaforschung konzentrieren und einen Teil ihrer Schulden decken, die bei Dekkers' teurer Einkaufstour entstanden sind. In der neuen Kunststoff AG aber müssen sich die Beschäftigten warm anziehen. Zwar gibt es einen komfortablen Kündigungsschutz bis 2020. Vor Standortschließungen und Zumutungen schützt sie das nicht. Mit dem Stopp der CO-Pipeline haben Justiz und Politik den Kunststoff-Standort Krefeld ohnehin schon geschwächt.

(RP)
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