Persönlich Benjamin Netanjahu . . . hat Ärger wegen Korruption

Der Druck auf Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Israel wächst - nicht aber etwa wegen dessen international umstrittener Siedlungspolitik. Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit hat Untersuchungen wegen des Verdachts aufgenommen, dass Netanjahu Vergünstigungen von Geschäftsmännern angenommen hat. Die Polizei befragte den 67-Jährigen in der vergangenen Woche schon zum zweiten Mal in der Sache.

Während der Ministerpräsident über "unzulässigen, ständigen Druck von Medienvertretern" auf Ermittlungsbehörden schimpft, werden immer neue Vorwürfe bekannt. Berichten der israelischen Presse zufolge verfügt die Polizei über Aufnahmen eines Gesprächs zwischen Netanjahu und dem Herausgeber der auflagenstärksten kostenpflichtigen Zeitung des Landes, "Jediot Achronot". Arnot Moses gilt als einer der einflussreichsten Kritiker des Ministerpräsidenten. Bei dem Gespräch soll es um einen Deal gegangen sein, nach dem Netanjahu die Aktivität seines Sprachrohrs "Isael Hajom" einschränkt, falls Moses und seine Zeitung im Gegenzug nicht mehr so regierungskritisch berichten. Ob die Gespräche zu einem Ergebnis führten, ist unklar. Netanjahu beteuert seine Unschuld.

Das israelische Fernsehen berichtet unterdessen, ein befreundeter Hollywood-Produzent habe dem Regierungschef und seiner Frau Sara über Jahre Zigarren und Champagner im Wert von Zigtausenden Euro geschenkt. Im Gegenzug soll sich der 67-Jährige persönlich für eine Verlängerung des US-Visums des Produzenten eingesetzt und Außenminister John Kerry diesbezüglich dreimal angerufen haben. Kerry soll sich schließlich bereit erklärt haben, in der Sache zu helfen, das Visum sei auf zehn Jahre verlängert worden.

Während nun also der Staatsanwalt ermittelt, versucht Netanjahus Anwalt, seinen Mandanten zu entlasten: Geschenke unter Freunden seien ja nicht kriminell, ließ er unlängst verlauten.

Ludwig Krause

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort