Persönlich Beppe Grillo ist ein bisschen müde geworden

Morgen wollen die Aktivisten der vom italienischen Komiker Beppe Grillo gegründeten Fünf-Sterne-Bewegung eine Unterschriftensammlung für ein Referendum zum Euro-Austritt Italiens starten. Doch der Mann, der das Gesicht der Partei war, die keine Partei sein wollte, nabelt sich ab.

"Ich bin ein bisschen müde", hatte der 66 Jahre alte Grillo kürzlich in seinem Blog geschrieben. Nach dem Erfolg bei der Parlamentswahl im Februar 2013, bei der die alternative Bürgerbewegung auf Anhieb stärkste Kraft im italienischen Parlament wurde, haben sich die ersten großen Verschleißerscheinungen eingestellt. Der Gründer, brüllende Faun und längst nicht mehr unumstrittene Anführer Grillo kündigte wohl auch daher seinen Rückzug aus der Politik an. Stattdessen will er nun im Frühjahr wieder als Komiker auftreten, auch in Deutschland und den USA.

Die Fünf-Sterne-Bewegung war eine spannende, verstörende und manchmal sogar vielversprechende Alternative zum oft skandalösen italienischen Politikbetrieb. Es wirkte, als wollten vor allem junge, über Vetternwirtschaft und Geschäftemacherei erboste Bürger in Sorge um ihr Land selbst die Zügel in die Hand nehmen. Das ist wohl auch immer noch der Fall, doch in den Medien kommen die Fünf-Sterne-Aktivisten so gut wie nicht mehr mit politischen Inhalten vor. Es geht nur um innere Querelen. Erst verbot Grillo den Seinen TV-Auftritte, dann wurden Abgeordnete geschasst, die ihre Diäten einbehielten, anstatt sie nach Maßgabe des Multimillionärs Grillo an einen Fonds für kriselnde Kleinunternehmer weiterzuleiten.

Die als basisdemokratisch getarnte Bewegung wird autokratisch von Grillo und seinem Kompagnon, dem obskuren Unternehmer Gianroberto Casaleggio, geführt. Die Aktivisten streiten nun darüber, ob der Verzicht ihres Anführers ein Schritt in die richtige Richtung ist oder doch nur den jüngsten der unzähligen Befehle von oben darstellt.

(RP)
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