New York Berlin soll Millionen-Lösegeld an Terrorgruppen gezahlt haben

New York · Drei Reisetaschen gefüllt mit fünf Millionen Euro sollen im Jahr 2003 per Geländewagen in die Sahara gebracht worden sein. Das Geld, so berichtet es die "New York Times", war als Lösegeld für 32 europäische Geiseln bestimmt, die in die Hände von Islamisten gefallen waren. Dem Bericht zufolge stammte das Lösegeld von der Bundesregierung, die es offiziell als Entwicklungshilfe für das bettelarme Mali deklariert hatte, schreibt die Zeitung unter Berufung auf ehemalige Geiseln, Unterhändler, Diplomaten sowie Vertreter europäischer Regierungen.

Während die Bundesregierung gegenüber der "New York Times" bestritt, dass es eine solche Zahlung gegeben habe, sollen die Islamisten eine Entführungsindustrie nach dem Muster von 2003 entwickelt und damit massiv Geld eingenommen haben. "Al Qaida im islamischen Maghreb" hat demnach in den vergangenen sechs Jahren insgesamt 68,4 Millionen Euro erpresst, die Al-Shabaab-Miliz 3,8 Millionen Euro und "Al Qaida auf der arabischen Halbinsel" 22,3 Millionen Euro. Dem US-Finanzministerium zufolge summieren sich die Lösegeldzahlungen europäischer Regierungen seit 2008 sogar auf mehr als 123 Millionen Euro. Somit hätten sich europäische Regierungen "unbeabsichtigterweise zu einem Bürgen von Al Qaida gemacht", schreibt das Blatt.

Um das Risiko für die eigenen Kämpfer gering zu halten, würden die Terroristen die Entführung an örtliche kriminelle Gruppen vergeben. Auch wenn die Entführer mit der Ermordung der Geiseln drohten, zeigen die Erfahrungen mit den zurückliegenden Fällen, dass 15 Prozent der Opfer getötet worden seien - und dies in der Regel bei gescheiterten Befreiungsaktionen. Geheimdienstquellen zufolge soll die in Pakistan ansässige Al-Qaida-Führung an den Lösegeldverhandlungen mit dem Westen maßgeblich beteiligt sein.

(maxi)
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