Berlusconi enttäuscht bei Auftritt vor Gericht

Mailand (dpa) Italiens früherer Regierungschef Silvio Berlusconi ist gestern im Mailänder Justizpalast erschienen, allerdings nicht im "Rubygate"-Prozess um Sex mit einer minderjährigen Prostituierten. Berlusconi wollte lediglich Erklärungen in einem Vorverfahren gegen ihn ankündigen. Dieses könnte in einen Prozess wegen Veröffentlichung abgehörter Telefonate in einer Wirtschaftssache münden. Größere Sorgen bereitet Berlusconi jedoch derweil der Mills-Korruptionsprozess.

Das Verfahren um Sex mit der damals noch minderjährigen "Ruby" alias Karima el Marough ging ohne Berlusconi weiter, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Sex mit Minderjährigen ist in Italien strafbar. Der am 12. November als Regierungschef zurückgetretene Berlusconi nahm bisher nicht an den "Ruby"-Verhandlungen teil.

Berlusconis Anwälte hatten wegen der Fülle seiner Verfahren vergebens beantragt, Prozesstage zu verschieben. Denn Berlusconis Korruptionsverfahren um den britischen Anwalt David Mills ist in der Schlussphase angelangt, so dass der Ex-Premier schon im Februar in erster Instanz verurteilt werden könnte. In dem Verfahren geht es um Vorwürfe, Berlusconi habe Mills in den 90er Jahren für Falschaussagen umgerechnet rund 460 000 Euro bezahlt. Strittig scheint in dem Fall zu sein, ab wann Berlusconi von einer Verjährung profitieren könnte. Einen von ihm eingereichten Ablehnungsantrag gegen die Richter ließ ein Mailänder Berufungsgericht zu. In dem Mills-Verfahren hätte das Gericht nur das eine Ziel, ihn unbedingt zu verurteilen, hatte der prozesserprobte Berlusconi geklagt.

In dem Vorverfahren hatte eine Ermittlungsrichterin beantragt, den Medienunternehmer und Milliardär wegen "Enthüllung von Amtsgeheimnissen" im Zuge einer Bankenübernahme anzuklagen. Darin verwickelt ist bereits der angeklagte Bruder des früheren italienischen Regierungschefs, Paolo Berlusconi, der Gesprächspassagen illegal gedruckt haben soll.

(RP)
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