Düsseldorf Kinderarmut in Deutschland gestiegen

Düsseldorf · Eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass die meisten armen Kinder NRWs in Köln leben.

In diesen 10 Städten leben die meisten armen Kinder in der Region
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Foto: dpa, chc vfd cul jai

Immer mehr Kinder in Deutschland wachsen in ärmlichen Verhältnissen auf. Waren es 2011 noch 14,3 Prozent der unter 18-Jährigen, sind es 2015 14,7 Prozent, also fast zwei Millionen Kinder. In diesem Zeitraum ist die Quote der westdeutschen Bundesländer um 0,8 Prozentpunkte angestiegen und liegt nun bei 13,2 Prozent. Nordrhein-Westfalen steht mit einem Zuwachs von 1,6 Prozentpunkte auf 18,6 Prozent nicht gut da - rund 541.600 Kinder, jedes fünfte Kind, lebten 2015 in Familien, die Grundsicherungsleistungen beziehen. Das sind mehr als in jedem anderen Bundesland und mehr als in allen neuen Ländern zusammen.

Dies fand die Bertelsmann Stiftung in einer Studie heraus, bei der Zahlen zur Kinderarmut von 2015 mit denen von 2011 verglichen wurden. Besonders hoch ist die Kinderarmut in Stadtgebieten. Spitzenreiter in Nordrhein-Westfalen ist Gelsenkirchen: 38 Prozent der unter 18-Jährigen leben von Arbeitslosengeld II - Hartz IV genannt. Auch in Mönchengladbach, Essen, Dortmund und Duisburg liegt die Quote über 30 Prozent. Am geringsten ist der Anteil in Coesfeld (7,4 Prozent) und in Olpe (8,3 Prozent). In absoluten Zahlen gemessen wird Gelsenkirchen allerdings von Großstädten wie Köln (rund 38.000 unter 18-Jährige in Armut) oder Dortmund (rund 28.000 Kinder) übertroffen.

Kinder im Alter von unter drei und zwischen drei und sechs Jahren sind besonders stark betroffen: Der Anteil in der gesamten Bundesrepublik liegt im Schnitt bei 16,6 bzw. 17 Prozent; viele Städte Nordrhein-Westfalens übersteigen diesen Schnitt um ein Vielfaches. In Gelsenkirchen beispielsweise liegt der Anteil der unter Dreijährigen, die in ärmlichen Verhältnissen aufwachsen, bei 42,8 Prozent. Dazu kommt, dass etwa 58 Prozent der leistungsberechtigten Kinder der Studie zufolge drei Jahre oder mehr in Armut leben. Bundesweit liegt diese Quote bei 57,2 Prozent. Darüber hinaus hat fast die Hälfte der Kinder, die in Partnerfamilien aufwachsen, zwei oder mehr Geschwister. Alleinerziehende Eltern mit Hartz-IV-Bezug in Nordrhein-Westfalen haben hauptsächlich zwei Kinder (36,4 Prozent) oder ein Kind (36,2 Prozent).

Insgesamt ist das Armutsrisiko bei Kindern in alleinerziehenden Familien geringer als bei Paarfamilien - der Anteil an alleinerziehenden Familien, die Arbeitslosengeld II beziehen, liegt bei 46,6 Prozent; bundesweit sind es 50,2 Prozent. Die Studie besagt zudem, dass kinderreiche Familien häufiger Arbeitslosengeld II beziehen als Alleinerziehende.

Erst Anfang dieses Jahres hat die Bundesregierung die Regelsätze für Hartz IV angehoben. Pro Kind unter drei Jahren gibt es für Eltern nun 237 Euro im Monat und für 15- bis 18-Jährige 306 Euro im Monat. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Regelsätze um drei Euro für die unter Dreijährigen und vier Euro für die 15- bis 18-Jährigen gestiegen. Laut Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, berücksichtige die Regierung den tatsächlichen Bedarf der Kinder. Nur so könne man Kinderarmut wirksam bekämpfen, so Dräger.

(RP)
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