Rom Besorgnis über Gesundheitszustand des Papstes

Rom · In Rom haben drei Terminabsagen in kurzer Folge Spekulationen über den Gesundheitszustand von Papst Franziskus (77) befeuert. Beobachter wurden erstmals hellhörig, als Franziskus an Fronleichnam nicht an der traditionellen Prozession teilnahm, die in Rom von der Lateranbasilika nach Santa Maria Maggiore führt. Der Papst, der sich sonst so volksnah zeigt, ließ sich die Strecke im Auto chauffieren. Zuletzt hatte Franziskus am vergangenen Freitag im letzten Moment einen öffentlichen Termin abgesagt.

Die Antwort aus dem Pressebüro des Heiligen Stuhls folgte prompt: "Es gibt keinen Grund, sich über die Gesundheit des Papstes Sorgen zu machen", sagte Pressesprecher Federico Lombardi. Der Grund für die Absage sei nur ein "plötzliches Unwohlsein" gewesen. Lombardi wies außerdem auf das dichte tägliche Programm des Papstes hin und die erst vor Kurzem beendete, anstrengende Nahost-Reise. Die Spekulationen beendete dies aber nicht.

Die Physis des Papstes ist bereits seit dem Konklave im März 2013 ein heiß diskutiertes Thema. Damals sollen Jorge Mario Bergoglios Gegner Gerüchte über dessen Gesundheit gestreut haben, um seine Wahl zum Papst zu verhindern. So wurde gemunkelt, er habe seit einer Lungenentzündung in der Jugend nur noch einen Lungenflügel. Bergoglio soll daraufhin klargestellt haben, es habe sich nur um die Entfernung einer Zyste gehandelt, woraufhin er im Konklave eine Mehrheit bekam.

Seit einigen Tagen werden in der Welt der vatikanischen Auspizien-Leser scheinbar zweitrangige Gegebenheiten neu bewertet. So soll Franziskus vor einiger Zeit im kleinen Kreis deutlich gemacht haben, er plane auf längere Zeit keine größeren Termine - etwa Auslandsreisen. Beachtung finden plötzlich auch Worte, die Franziskus am Wochenende in den vatikanischen Gärten im Gespräch mit einer Gruppe römischer Jugendlicher in den Mund genommen haben soll: "Wo endet ein Papst?", fragte er. "Hier, im Grab." Es gibt voreilige Interpreten, die dies als Hinweis nicht nur für ein baldiges Ende dieses Pontifikats, sondern auch für richtungsweisend halten. Franziskus halte sich nicht mehr - wie noch kürzlich - einen Rücktritt im Stile seines Vorgängers offen, sondern sei bereits auf ein nahes Ende fixiert.

Zutreffend ist gewiss, dass Franziskus sich selbst ein kraftraubendes Programm verordnet hat, das bei dem 77-Jährigen Spuren hinterlässt. Ferien macht Franziskus nicht, weder in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo noch im Gebirge wie seine Vorgänger. Für Juli immerhin hat Bergoglio alle Generalaudienzen abgesagt, auch die Morgenmesse in Santa Marta findet nur im kleinen Kreis statt. Das Programm des Papstes bleibt trotzdem auch in den kommenden Wochen intensiv. Von morgen an berät sich Franziskus vier Tage lang mit dem achtköpfigen Kardinalsrat zur Kurienreform. Mitte August reist er nach Südkorea.

(RP)
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