Berlin Bisky nennt Linken-Streit "Super-Horror-Show"
Berlin · Die Linke steuert auf eine Zerreißprobe zu. Wenige Tage vor dem Göttinger Parteitag ist keine Lösung im Streit über die künftige Führungsmannschaft in Sicht. Der frühere Parteichef Lothar Bisky warnte, die Entwicklung könnte "tödlich" sein.
Die Linkspartei streitet seit Wochen darüber, wer den Vorsitz übernehmen soll. Für die Doppelspitze gab es zwischenzeitlich bereits neun Bewerber. Bisky sagte der "Sächsischen Zeitung", der derzeitige Zustand der Linken erinnere ihn an eine "Super-Horror-Show". Die Zustimmung in der Bevölkerung werde langsam, aber stetig geringer. "Und das kann tödlich werden." Bisky sprach sich erneut für Fraktionsvize Dietmar Bartsch als Vorsitzenden aus. Kein Parteiflügel könne gegen den anderen gewinnen, ohne die Partei zu zerstören. "Ein Sieg über den anderen bringt der Linken nichts. Man hat ja zum Glück nicht die Möglichkeit, die anderen nach Sibirien zu schicken oder in die Verbannung", sagte Bisky.
Der thüringische Fraktionsvorsitzende Bodo Ramelow warnte Sahra Wagenknecht, die Lebensgefährtin des früheren Vorsitzenden Oskar Lafontaine, davor, auf einen alleinigen Sieg des linken Flügels zu setzen. "Wenn Sahra Wagenknecht sagt: Ich werde die Rache meines Lebensgefährten vollenden, dann wird uns das sehr schaden. Dann helfen auch die schönsten Talkshow-Auftritte nichts", sagte Ramelow der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Wagenknecht ließ im Gespräch mit der "FaS" offen, ob sie in Göttingen antreten wird. Sie sagte aber: "Ich mache mich für eine personelle Lösung stark, mit der die Partei und ihre Programmatik attraktiv und öffentlichkeitswirksam vertreten werden." Bartsch wiederum erklärt, es gehe darum, die Flügel der Partei wieder zusammenzubringen. "Die neue Parteiführung muss auf und nach dem Parteitag eine gewaltige Integrationsleistung vollbringen." Auch Ramelow warb erneut für die Wahl von Bartsch. Dem derzeitigen Parteichef Klaus Ernst warf er vor, der habe die Führungsdebatte eskalieren lassen, statt sich rechtzeitig um eine einvernehmliche Lösung zu kümmern.
