Berlin BKA: Kriegsflüchtlinge nicht krimineller als Deutsche

Berlin · Die Straftaten von Flüchtlingen in Deutschland bewegen sich auf einem niedrigeren Niveau als befürchtet. Demgegenüber nehmen die Straftaten gegen Flüchtlinge und ihre Unterkünfte deutlich zu. Das geht aus einer internen "Lageübersicht" des Bundeskriminalamts (BKA) zur Kriminalität von Flüchtlingen hervor, die der "Welt" vorliegt. Das 21 Seiten umfassende BKA-Dossier basiert auf der Auswertung von Daten, die die Bundespolizei, der Zoll und die Polizeien von zwölf Bundesländern erhoben haben. Es ist das erste Mal, dass es in Deutschland eine solche Übersicht gibt.

Die Gesamtzahl der von Januar bis September erfassten Straftaten, an denen mindestens ein Zuwanderer als Tatverdächtiger beteiligt war, bewegt sich demnach "im sehr niedrigen sechsstelligen Bereich". Registriert wurden etwas mehr als 100.000 Straftaten. Während die Zahl der Zuwanderer äußerst dynamisch steigt, nimmt die Kriminalität nicht im gleichen Ausmaß zu.

Zuwanderer begehen der Übersicht zufolge hauptsächlich Vermögens- und Fälschungsdelikte (rund 34 Prozent), von denen allerdings zwei Drittel auf Schwarzfahren entfallen. An zweiter Stelle steht Diebstahl mit 33 Prozent. Es folgen Delikte wie Körperverletzung oder Handtaschenraub (16 Prozent). Der Anteil der Sexualdelikte liegt bei unter einem Prozent und widerspricht damit deutlich Aussagen von AfD-Politikern und Pegida-Sympathisanten. Kriminalität entsteht häufig in Erstaufnahmeeinrichtungen, in denen Flüchtlinge auf engstem Raum zusammenleben. Hier liegt dem BKA zufolge der Schwerpunkt der Kriminalität bei den Rohheits- und Eigentumsdelikten.

Auffälliger als andere seien allerdings Asylbewerber aus bestimmten Herkunftsländern, sagte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) bei der Vorstellung des Berichts. "Dies gilt nicht für Flüchtlinge aus Syrien und Irak", erklärte de Maizière. Überrepräsentiert seien Tatverdächtige aus Serbien, Kosovo und Mazedonien.

Sorgen bereitet den Kriminalisten zudem die zunehmende Zahl von Taten "gegen Kommunal-, Landes- und Bundespolitiker und sonstige als politisch verantwortlich empfundene Personen". Aufgezählt werden Beleidigungen, Nötigungen und insbesondere ein "Verbalradikalismus" im Internet.

Nicht minder alarmierend sind für das BKA Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte. Ihre Zahl hat sich 2015 mit mehr als 600 Straftaten bis zum 9. November gegenüber der Gesamtzahl des Vorjahres bereits mehr als verdreifacht.

(kna)
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