Persönlich Bob Dylan . . . nimmt endlich Nobelpreis an

Zuletzt konnte man den Eindruck gewinnen, dass es Bob Dylan war, der dem Literaturnobelpreiskomitee die Gunst erwies, die Ehrung zu registrieren. Jetzt hat der Musiker die zuständigen Mitglieder der Schwedischen Akademie doch empfangen, in einem Stockholmer Konzerthaus kurz vor seinem Auftritt. Ausgelassen soll die Stimmung der kleinen und geheimen Feier gewesen und Champagner geflossen sein. Das klingt schon ein bisschen nach Audienz oder auch nach der großen Geste eines fast Überirdischen.

Und dass es ausgerechnet zwölf Schweden gewesen sind, denen es nach monatelangem Bemühen gelungen ist , bis zum Rockstar höchstselbst vorzudringen und ihm Urkunde und Medaille anzutragen, gibt der ganzen Szenerie eine fast sakrale Heiterkeit. Dennoch scheint die Freude des 75-jährigen US-amerikanischen Songwriters nicht schrecklich lange angehalten zu haben und auch nicht der Rede wert gewesen zu sein. Auf dem anschließenden Konzert sagte er zur Preisverleihung jedenfalls kein Wort, wie er auch während seines gesamten Auftritts kein Sterbenswörtchen ans Volk richtete.

Nicht einmal ein kleines Hallo. Aber gesungen hat er schon, wobei es Leute gibt, die Dylans vokale Musikbegleitungen nicht unbedingt einen Gesang nennen würden. Auch vor Bob Dylan verliefen nicht alle Preisverleihung reibungslos. Es gab Autoren, die die Ehrung aus politischen Gründen nicht annehmen durften (wie Boris Pasternak 1958) oder wollten (wie Jean Paul Sartre 1964). Doch den Lorbeer zu ignorieren und damit ins Kalkül zu ziehen, alle Geehrten vor ihm lächerlich zu machen, gab es noch nicht.

Eine Aufgabe aber steht Dylan noch bevor: die obligate Vorlesung des Nobelpreisträgers. Wird die nicht gehalten, gibt's auch kein Geld; und das sind 837.000 Euro. Vielleicht motiviert das ja. Mal sehen. Oder hören. Wie auch immer, es bleibt spannend.

(RP)
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