Persönlich Bodo Ramelow vertraut Joachim Gauck nicht

In Stefan Wogawas aktuellem Buch "Ein gewisser Herr Ramelow" (Eckhaus Verlag) ist ein doppelseitiges Foto des vielleicht bald ersten Ministerpräsidenten der Linkspartei zu sehen. Bodo Ramelow trägt beim Thüringer Landtag eine Karl-Marx-Figur unterm Arm. Das Foto lädt ein zu gegensätzlichen Deutungen: Entsorgt der West-Linke Ramelow, der seit 1990 im Osten politische Karriere macht, den verstaubten Revolutionsdenker? Oder trägt er den ollen Marx als womöglich unbelehrbarer Marxist symbolisch zurück ins politische Zentrum?

Der Einzelhandelskaufmann und Gewerkschafter Bodo Ramelow (58) spaltet die politische Landschaft weit über Thüringen hinaus. Autor Wogawa und Linke-Fraktionschef Gregor Gysi als Verfasser eines Vorwortes preisen Ramelow als wackeren, beim Bundesverfassungsgericht letztlich erfolgreichen Kämpfer gegen die Beobachtung durch den Verfassungsschutz. In Gysis und Wogawas Augen hat Ramelow 2013 stellvertretend für viele zu Unrecht observierte Linke-Mandatsträger einen Sieg vor Gericht errungen. Schließlich sollten Parlamentarier Geheimdienste kontrollieren und nicht umgekehrt.

Diejenigen, die Ramelows geplanten Aufstieg zum Regierungschef in Erfurt (der von Linkspartei sowie den Sozialdemokraten und den Grünen in Thüringen geplant war) sorgenvoll sehen, werden durch das Buch auch bestätigt; etwa durch ein Zitat Ramelows von 2012 über Bundespräsident Joachim Gauck: Er habe an jedem Tag der Woche einen guten Grund, Gauck nicht zu vertrauen, beispielsweise, weil das Staatsoberhaupt den unbequemen Sozialdemokraten Thilo Sarrazin als mutig lobt oder die deutsche Kriegsbeteiligung in Afghanistan sowie die Hartz IV-Reform für gerecht und richtig hält.

Das Buch könnte also auch heißen: Die zwei Gesichter eines gewissen Herrn Ramelow? Falls er demnächst Thüringen regieren sollte, werden wir ihn wohl kennenlernen.

(RP)
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