Moskau Fluchtwagen im Fall Nemzow soll staatlichem Dienst gehören

Moskau · Im Fall des ermordeten russischen Oppositionspolitikers Boris Nemzow hätten Ermittler mehrere Verdächtige ausgemacht, sagte der Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, Alexander Bortnikov, der Nachrichtenagentur Tass. Laut dem Agenturbericht gehört ein Fluchtwagen in dem Mordfall zu einem Wachdienst der Regierung. Das Fahrzeug der Marke Ford sei bei einem Sicherheitsdienst gemeldet, der für das Finanzministerium tätig sei.

Ein Sprecher des Ministeriums dementierte derlei Berichte, wonach das Fluchtauto des Mörders zum Fuhrpark der Behörde gehöre. Auf Bildern einer Überwachungskamera sei zu sehen, dass der Wagen erst viel später am Tatort vorbeigefahren sei, sagte ein Ministeriumssprecher. Nemzow war am Freitag unweit des Kreml in Moskau von Unbekannten erschossen worden. Die Hintergründe der Tat sind noch nicht bekannt.

Kremlchef Wladimir Putin bezeichnete den Mord an dem russischen Oppositionspolitiker als "schändliche Tragödie". Die Behörden müssten mehr als bisher tun, um schwere Verbrechen zu verhindern - "auch solche mit politischem Hintergrund", sagte Putin gestern bei einem Treffen mit der Führung des Innenministeriums in Moskau. "Russland muss endlich von Tragödien dieser Art befreit werden", betonte er.

Der Bundestag hat unterdessen vom Kreml eine Aufklärung des Mordes verlangt. Zugleich machten gestern Redner aller Fraktionen Wladimir Putin persönlich dafür verantwortlich, dass sich das Meinungsklima gegen Regierungskritiker in Russland verschlimmert habe. Der Russland-Beauftragte der Bundesregierung, Gernot Erler, forderte eine "Änderung der gesellschaftlichen Atmosphäre" in Russland. Er gab Putin die Schuld an einer Stimmung, in der Leute mit einer anderen Meinung als "Nationalverräter" ins Abseits gestellt würden. Nemzow habe vielleicht sterben müssen, weil er die russische Ukraine-Politik kritisiert habe. Die Linke forderte, den Mord "mit rechtsstaatlichen Mitteln" aufzuklären. "Wenn der Mord nicht aufgeklärt wird, dann behält Russland eine offene Wunde", sagte der Abgeordnete Wolfgang Gehrcke (Die Linke).

(RP/dpa)
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