Brüssel Brexit-Poker geht in die heiße Phase

Brüssel · Es geht um die Rechte von EU-Bürgern, um Grenzen und um 100 Milliarden Euro.

Für Großbritannien und die EU hat die heiße Phase im Poker um den EU-Austritt begonnen. Beide Seiten kamen in Brüssel zur ersten inhaltlichen Gesprächsrunde zusammen. Topthema sind die Bleiberechte der 3,2 Millionen EU-Bürger in Großbritannien und der 1,2 Millionen Briten in der EU. Ebenso schwierig scheint ein Konsens über die finanziellen Forderungen der EU an London, die sich auf bis zu 100 Milliarden Euro belaufen. Dabei geht es etwa um Haushaltszusagen für länger laufende Projekte oder Beamtenpensionen, die erst in Jahrzehnten fällig werden.

Zwei Koordinatoren erörtern zudem das vielleicht komplizierteste Thema der nächsten Wochen: die künftige EU-Grenze zum britischen Nordirland, die das politische Gleichgewicht auf der irischen Insel in Gefahr bringen könnte.

"Es ist für uns unglaublich wichtig, dass wir jetzt gut vorankommen", sagte Brexit-Minister David Davis. EU-Verhandlungsführer Michel Barnier äußerte sich ähnlich: "Wir müssen unsere jeweiligen Positionen vergleichen, um gute Fortschritte zu erzielen." Eine Woche lang soll von nun an jeden Monat über die Konditionen des britischen EU-Austritts verhandelt werden. Bilder aus dem Verhandlungszimmer weckten in britischen Medien Zweifel an der Vorbereitung der Regierung. Sie zeigen Barnier mit seinem zweiköpfigen Team jeweils mit einem Stapel Papiere. Bei Davis, dem britischen EU-Botschafter und einem weiteren Verhandler waren dagegen gar keine Papiere zu sehen - sondern nur ein dünnes, schwarzes Notizbuch. "Vielleicht haben sie ein hervorragendes Gedächtnis, oder sie haben die Papiere unter dem Schreibtisch versteckt", schrieb der linksliberale "Guardian". Selbst die regierungsfreundliche "Daily Mail" bemerkte: "Okay, wer hat hier den Papierkram vergessen?"

(rtr)
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