Reaktionen Bestürzung und Jubel nach dem Brexit
Viel Bestürzung, immer wieder Jubel und trotzige Blicke nach vorn: Das Votum der Briten für einen Austritt ihres Landes aus der EU hat überall starke Reaktionen hervorgerufen. Ein Überblick.
Der britische Premier David Cameron: "Das britische Volk hat eine sehr klare Entscheidung getroffen, einen anderen Weg zu nehmen. Und daher denke ich, dass das Land eine frische Führung braucht, um es in diese Richtung zu führen."
Nigel Farage, Chef der europafeindlichen UK Independence Party (Ukip) vor Anhängern in London: "Der euroskeptische Geist ist aus der Flasche - und er wird dorthin nicht zurückkehren! (...) Die EU ist am Ende! Die EU ist tot!"
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin: "Es gibt nichts drumherum zu reden, der heutige Tag ist ein Einschnitt für Europa, er ist ein Einschnitt für den europäischen Einigungsprozess. (...) Die Europäische Union ist stark genug, um die richtigen Antworten auf den heutigen Tag zu geben."
Bundespräsident Joachim Gauck am Rande eines Staatsbesuchs in Bulgarien: "Der bevorstehende Austritt der Briten aus der Europäischen Union ist nicht der Anfang vom Ende der Europäischen Union, sondern er ist der Anfang von neuen Bemühungen um die Verteidigung der Europäischen Union und ihrer Werte. Und er ist, wo Reformen erforderlich sind, auch der Beginn eines neuen Zukunftsweges."
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bei einem EU-Außenministertreffen in Luxemburg: "Es gibt nichts schönzureden: Das ist ein bitterer Tag für Europa. (...) Es kommt jetzt darauf an, dass wir Europa zusammenhalten. Wir dürfen weder in Hysterie noch in Schockstarre verfallen."
Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU): "Europa wird jetzt zusammenstehen. Gemeinsam müssen wir das Beste aus der Entscheidung unserer britischen Freunde machen."
US-Präsident Barack Obama: "Das Vereinigte Königreich und die Europäische Union werden unverzichtbare Partner der Vereinigten Staaten bleiben."
Justizminister Heiko Maas (SPD): "Das Ergebnis ist eine Mahnung. Wir brauchen Mut zu Europa. Die EU mag nicht perfekt sein, aber sie ist ein Garant für den Schutz von Grundrechten und Rechtsstaatlichkeit in Europa."
Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD): "Ich erwarte, dass als Konsequenz aus dem heutigen Tag auch in der Bundesregierung noch einmal neu debattiert wird, wie unsere Investitionen in die Zukunft Europas - gemeinsam mit anderen - die Lage der Menschen verbessern können."
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen (CDU): "Das ist die größte Katastrophe in der Geschichte der europäischen Integration."
Frankreichs Staatschef François Hollande in Paris: "Das Votum der Briten stellt Europa auf eine harte Probe. (...) Um voranzukommen kann Europa nicht mehr so weitermachen wie bislang."
Der Linke-Vorsitzende Bernd Riexinger: "Dringender als je zuvor braucht es jetzt eine soziale und demokratische EU.
AfD-Vize Alexander Gauland: "Ich glaube, Frau Merkel hat mit ihren offenen Grenzen die Briten aus der Europäischen Union vertrieben."
EU-Ratspräsident Donald Tusk in Brüssel: "Wir sind entschlossen, unsere Einheit zu 27 zu erhalten. (...) Es ist wahr, dass die vergangenen Jahre die schwierigsten in der Geschichte unserer Union waren. Aber ich werde nie vergessen, was mein Vater mir sagte: Was dich nicht umbringt macht dich stärker."
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) im ZDF-"Morgenmagazin": "Die Kettenreaktion, die jetzt die Euroskeptiker überall feiern, die wird es auch gar nicht geben. (...) Ich glaube nicht, dass andere Länder dadurch ermutigt werden, diesen gefährlichen Weg zu gehen."
Russlands Präsident Wladimir Putin: "Russland hat sich in die Frage eines Brexit nie eingemischt, nie darüber geäußert, es hat sie nicht beeinflusst und dies auch nie versucht."
Polens Präsident Andrzej Duda: "Vielleicht verordnet (die EU) ihren Mitgliedern zu viel, vielleicht glauben die Bürger, dass sie nicht demokratisch arbeitet und dass sie nicht das Recht haben, sich zu Dingen zu äußern, die ihnen wichtig sind. Vielleicht glauben sie, dass zu viele Entscheidungen in Brüssel willkürlich getroffen werden."
FDP-Chef Christian Lindner: "Dieser historische Tag ist eine Warnung, dass es in Europa so nicht weitergehen kann. Die Fliehkräfte fängt nur ein, wer die Wünsche nach mehr Freiheit unter dem gemeinsamen Dach des Hauses Europa umsetzt."
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel: "Großbritannien wird ein starker und engagierter Verbündeter der Nato bleiben und weiterhin eine führende Rolle in unserer Allianz einnehmen."
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in einer Erklärung: "Der Generalsekretär erwartet von der Europäischen Union, weiterhin ein solider Partner für die Vereinten Nationen zu sein bei Entwicklung und humanitären Themen, so wie bei Frieden und Sicherheit, die Migration inbegriffen."
Marine Le Pen, Vorsitzende von Frankreichs rechtsextremer Front National, auf Twitter: "Sieg der Freiheit! Wie ich es seit Jahren fordere, brauchen wir jetzt ein gleiches Referendum in Frankreich und anderen EU-Ländern."
Geert Wilders, niederländischer Rechtspopulist, auf Twitter: "Ein Hurra auf die Briten! Jetzt sind wir an der Reihe. Zeit für ein niederländisches Referendum!"
Serbiens Ministerpräsident Aleksandar Vucic, der eine EU-Mitgliedschaft seines Landes anstrebt: "Das ist das größte politische Erdbeben seit dem Fall der Berliner Mauer und es wird zweifelsohne bedeutende Konsequenzen haben."
Donald Trump, US-Präsidentschaftsbewerber, bei einem Schottland-Besuch: "Ich denke, das ist großartig. Ich denke, das ist fantastisch. (...) Die Leute wollen ihr Land zurück, sie wollen Unabhängigkeit." Er sagte außerdem: "Ich liebe es zu sehen, wenn sich Menschen ihr Land zurückholen. Menschen wollen Grenzen sehen."
Papst Franziskus: "Das erfordert von uns allen eine große Verantwortung, um das Wohlergehen des Volkes des Vereinigten Königreichs sicherzustellen, aber auch das Wohlergehen und das Zusammenleben des gesamten europäischen Kontinents."
Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras: "Wir brauchen eine neue Vision und einen Neustart für das Vereinigte Europa." Er sagte auch: "Das britische Referendum wird entweder zum Weckruf für einen Schlafwandler werden, der ins Nichts läuft oder es wird der Beginn eines sehr gefährlichen und rutschigen Weges für unsere Völker."
Tschechiens Ministerpräsident Bohuslav Sobotka: Die britische Entscheidung, die EU zu verlassen, "ist nicht das Ende der Welt und erst recht nicht das Ende der Europäischen Union".
Luxemburgs Ministerpräsident Xavier Bettel: "Nun beginnt das Scheidungsverfahren. Denn man kann nicht die Scheidung einreichen und trotzdem verheiratet bleiben."