Büttel oder Boss

Es war eine Gleichung mit 27 Variablen - Jean-Claude Juncker hat sie gelöst. Der neue Präsident der EU-Kommission hat sein Team beisammen. Nicht alle Posten wurden wirklich erstklassig besetzt, aber Juncker musste eben mit den Vorschlägen der Mitgliedsländer leben, die alle auf einem eigenen Vertreter in der Kommission bestehen. So kann es passieren, dass Slowenien eine politisch völlig unerfahrene Verkehrskommissarin stellt, die bisher vor allem durch ein Faible für Esoterik aufgefallen ist. Beruhigend immerhin: An den wichtigen Schaltstellen hat Juncker echte Profis installiert, die die Wackelkandidaten beaufsichtigen sollen.

Am Ende wird sich die Qualität dieser Kommission daran bemessen, wie selbstständig sie gegenüber den Nationalstaaten auftritt. Der erste Belastungstest naht bereits: Wird Junckers Team es wagen, den tiefroten französischen Staatshaushalt zu zensieren? Oder zucken sie in Brüssel zurück vor einem Konflikt mit Paris, wo man sich insgeheim auf die Rückendeckung der Kanzlerin verlässt? Juncker kann jetzt sehr schnell beweisen, was er ist: Büttel oder Boss.

(RP)
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