Berlin Heiße Sturmgewehre treffen nicht

Berlin · Tests belegen, dass die 176.000 G 36 der Bundeswehr ungenau schießen.

Rüstungsflops - von peinlich bis tödlich
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Foto: Bundeswehr

Nach jahrelangen Dementis hat die Bundeswehr nun doch ernsthafte Probleme bei der Treffsicherheit ihres Standardgewehrs G 36 eingeräumt. "Das G 36 hat offenbar ein Präzisionsproblem bei hohen Temperaturen, aber auch im heißgeschossenen Zustand", erklärte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) gestern. Bei Einsätzen etwa in Afghanistan und im westafrikanischen Mali soll das Sturmgewehr daher nur noch eingeschränkt genutzt werden. Von der Leyen schließt auch nicht aus, dass die Waffe mittelfristig ganz aus dem Verkehr gezogen wird.

Nachdem der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus immer wieder die Beschwerden über die gerade in heiklen Situationen auftretenden Mängel unterstützt hatte, ließ von der Leyen 2014 Tests aufnehmen. Das Gutachten über die 176.000 von der Bundeswehr gekauften Sturmgewehre liegt offiziell noch nicht vor, doch am Freitag gingen im Verteidigungsministerium Hinweise ein, wonach die Klagen berechtigt sind. Die bisher vorliegenden Bewertungen wiesen "in eine eindeutige Richtung", erklärte von der Leyen. Sie rief am Sonntag den Militärischen Führungsrat zusammen und ließ Generalinspekteur Volker Wieker alle Kommandeure informieren. Bei Ausbildung und Übungen soll demnach das G 36 "für eine Übergangszeit" weiter genutzt werden.

Der Waffenhersteller Heckler & Koch erklärte, die Vorwürfe widersprächen "diametral" eigenen Prüfungen der Waffe. Grünen-Bundeswehrexpertin Agnieszka Brugger erinnerte daran, dass "unheimlich viel Geld, Zeit und Studien" zu dem Zweck verschwendet worden seien, das angeblich fehlerfreie Funktionieren des G 36 zu beweisen. "Probleme kann man nicht dadurch lösen, sie so lange wie nur möglich komplett zu leugnen."

(may-)
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