Düsseldorf Casinochefs kassieren trotz Verlusten

Düsseldorf · Hohe Boni trotz schlechter Zahlen sind beim Landesbetrieb "Westspiel" normal.

Trotz der desaströsen Geschäftsentwicklung der vier Spielcasinos in NRW haben die sechs Geschäftsführer der landeseigenen Casino-Gruppe "Westspiel" seit 2010 "erfolgsbezogene Bezüge" von zusammen 410.500 Euro erhalten. Die Prämien für 2015 sind darin noch nicht enthalten. Das geht aus Unterlagen des NRW-Finanzministeriums hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Die Boni ergänzten Fix-Gehälter der Geschäftsführer von je 130.000 bis 211.000 Euro, hinzu kamen üppige Pensionszulagen.

Derweil verloren die vier staatlichen Spielbanken in NRW binnen sechs Jahren 40 Prozent ihrer Besucher. Zuletzt kamen nur noch 883.000 Kunden in die Casinos. Die Umsätze sanken von rund 90 Millionen Euro im Jahr 2010 auf 72,9 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Entsprechend ging die Spielbankabgabe, die Westspiel aus diesen Erlösen an das Land abführen muss, im gleichen Zeitraum um 30 Prozent zurück auf zuletzt 28 Millionen Euro. Die seit Jahren defizitäre Gruppe wird laut NRW-Finanzministerium erst 2021 wieder schwarze Zahlen schreiben. Ohne den Sondereffekt eines bundesweit kritisierten Warhol-Kunstverskaufs hätte Westspiel auch im vergangenen Jahr 21 Millionen Euro Verlust gemacht.

Mit Blick auf den aktuellen Westspiel-Chef Steffen Stumpf, der nach Westspiel-Angaben keinen regulären Berufsabschluss vorweisen kann, fordert der Finanzexperte der FDP im Landtag, Ralf Witzel: "Angesichts der Dauerverluste gehört alles auf den Prüfstand, auch die Eignung der Geschäftsführung und deren Vergütung." Eine Sprecherin des NRW-Finanzministeriums sagte, die Vergütungssystematik der Vorstände sei an der "nachhaltigen Sicherung der wirtschaftlichen Zukunftsfähigkeit der Westspiel-Gruppe" orientiert, es könne "keine rein ergebnisorientierte Zielvorgabe erfolgen".

(RP)
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