Persönlich Charlotte Knobloch . . . will nicht allen Flüchtlingen helfen

Charlotte Knobloch, die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, warnt vor "Heuchelei und leeren Versprechungen" in der Asyldebatte: "Wir können nicht jedem eine Heimat geben, der aus Gründen zu uns kommt, die verständlich sind, aber kein Asyl rechtfertigen", schreibt sie in einem Gastkommentar für die "Bild"-Zeitung. Gemeint sind jene Balkanflüchtlinge, über die die Politik dieser Tage streitet.

Unter dem Deckmantel des Pragmatismus spricht sich die 83-Jährige ungewöhnlich deutlich gegen eine uneingeschränkte Solidarität mit Asylbewerbern aus: "Gerade weil wir all jenen angemessen helfen wollen, die in größter Not und Angst ihre Heimat verlassen mussten", begründet sie ihre Haltung.

Ihre Worte dürften die Ressentiments jener Leser befördern, die ohnehin Vorbehalte gegen Flüchtlinge haben. Vor allem weil die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in München die Linie konservativer Politiker und Parteien wie der CSU verteidigt: Politiker, die sich dieser Realität und Verantwortung verpflichtet fühlten, würden von "Gesinnungswächtern" verunglimpft. Die CSU hatte vorgeschlagen, Balkanflüchtlinge schneller abzuschieben und für sie eigene Einrichtungen zu schaffen. "Man muss Wahrheiten benennen können, ohne einen Sturm der Entrüstung zu ernten", geht der Kommentar weiter.

Knobloch wurde nach der Scheidung ihrer Eltern 1936 von ihrer Großmutter aufgezogen, die 1944 im KZ Theresienstadt von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

Knobloch mahnt: "Tägliche Exzesse vor Flüchtlingsheimen sind eine Schande für unser Land." Deutschland müsse und wolle helfen. Zum Glück gebe es Menschen, die sich dem Hass entgegenstellen. Dann schließt sie ein "Aber" an, dass ihre Aussage entkräftet: Es fehlten Geld und Unterkünfte, die Verunsicherung unter "ganz normalen Bürgern" dürfe man nicht ignorieren.

(RP)
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