Persönlich Chelsea Manning . . . beginnt heute ihr nächstes Leben

Heute werden sich für Chelsea Manning die Tore des US-Militärgefängnisses Fort Leavenworth öffnen, und die 29-Jährige wird ein Leben als freie Bürgerin beginnen können. Ein im wahrsten Sinne des Wortes neues Leben: Als Manning 2010 nach Spionagevorwürfen verhaftet wurde, hieß sie mit Vornamen noch Bradley und galt als Mann. Manning diente damals als IT-Spezialist bei den US-Streitkräften. 2010 bekam sie Zugang zu geheimen und vertraulichen Daten über das Gefangenenlager Guantánamo sowie über die Kriege in Afghanistan und im Irak. Außerdem kopierte sie mehr als 200.000 diplomatische Depeschen und leitete das gesamte Material an die Internetplattform Wikileaks weiter - es handelte sich um das größte Datenleck der US-Geschichte.

Manning erklärte, sie habe eine öffentliche Debatte über die Kriege in Afghanistan und im Irak anstoßen wollen. Im Juli 2013 wurde sie in 19 Anklagepunkten für schuldig gesprochen und zu 35 Jahren Haft verurteilt. Kurz nach Prozessende gab Manning bekannt, sie sei eine Frau und heiße künftig Chelsea. Während der Haft begann sie eine Hormontherapie und die äußerliche Umwandlung zu einer Frau, was die ohnehin als nicht zimperlich bekannten Haftbedingungen in Fort Leavenworth für sie nicht leichter machte. So beklagte sich Manning über entwürdigende Behandlung. Schon während der Untersuchungshaft war Manning drangsaliert worden. "Grausam, inhuman und entwürdigend" sei man mit ihr umgegangen, sagte der UN-Folterbeauftragte Juan Mendez.

Dass die junge Frau nun schon nach rund sieben Jahren aus der Haft freikommt, verdankt sie Barack Obama. Im Januar erließ er ihr den größten Teil ihrer Strafe, es war eine seiner letzten Amtshandlungen als US-Präsident. Vor wenigen Tagen erklärte Manning, sie habe im Gefängnis von Freiheit geträumt, sich jedoch "nicht erlaubt, sich diese Freiheit völlig vorzustellen".

(RP)
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