Peking China feiert Kriegsende mit aller Macht

Peking · Die Volksrepublik zeigt auf der größten Militärparade in der Geschichte des Landes neue Waffen und will seine Armee modernisieren.

Fotos: China zeigt mit Militärparade Stärke
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Militärparade in China

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70 Minuten lang rollten moderne Panzereinheiten und Raketenverbände am Tiananmen-Tor vorbei, während Kampfjets, Bomber und Hubschrauber über den Platz des Himmlischen Friedens donnerten. 12 000 Soldaten marschierten in Reih und Glied, aufgeteilt in über 500 Verbände. Neueste Waffensysteme, wie der Kampfjet J-15, auch "Fliegender Hai" genannt, oder die Antischiffsrakete Dongfeng-21D, wurden der Öffentlichkeit präsentiert.

Mit dieser gigantischen Waffenschau, der größten Militärparade in der langen Geschichte Chinas, feierte die kommunistische Führung in Peking gestern den Jahrestag des Sieges über Japan im Zweiten Weltkrieg 1945. Es war eine Demonstration von Macht und Stärke. Gleichzeitig beteuerte Staats- und Armeechef Xi Jinping, dass sein Land "einer friedlichen Entwicklung verpflichtet" sei. In seiner Rede zum Kriegsende vor 70 Jahren in Asien kündigte Xi Jinping wie zum Beweis eine Verringerung der Truppen um 300 000 Soldaten an.

Mit der Verkleinerung der personell größten Streitmacht der Welt auf zwei Millionen Soldaten will Xi Jinping die Volksbefreiungsarmee modernisieren und schlagkräftiger machen. Es ist die größte Truppenreduzierung seit 1997, als 500 000 Soldaten die Uniform auszogen, um Personalkosten zu senken. Für seine Strategie der "aktiven Verteidigung" baut China seine Marine und Luftwaffe aus, wo weniger, aber besser ausgebildete Soldaten gebraucht werden.

Auf der Militärparade präsentierte Peking viele neue offensiv einsetzbare Waffen. Offizielle Berichte priesen etwa ein neues bewaffnetes Amphibien-Fahrzeug in zweiter Generation. Oder Kampfjets, die auf Flugzeugträgern landen und in der Luft aufgetankt werden können. China könnte so bald in allen Luftregionen über dem Südchinesischen Meer operieren. Angepriesen wurde die Antischiffsrakete Dongfeng-21D. Stolz schrieb die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua, dass diese Waffe im Ausland als "Flugzeugträger-Killer" berüchtigt sei.

Peking bekennt sich zu seinen Offensiv-Waffen, seit das Militär von der Militärdoktrin der sogenannten Vorwärtsverteidigung spricht. Diese erlaube es, nationale Kerninteressen auch mit Waffengewalt "zu verteidigen". Chinas Besitzansprüche auf das Südchinesische Meer und seine Inseln sind solche Kerninteressen. Doch als Gegenargument zitiert Xinhua einen hochrangigen chinesischen Militärstrategen: "Ein Messer kann man offensiv oder defensiv nutzen." Es komme nur darauf an, ob die Strategie des Messerbesitzers friedlich sei.

Auch weil die Parade nach außen vor allem militärische Muskeln zeigte, folgten wichtige Regierungschefs aus dem Westen, aus Europa und den USA, der Einladung Pekings nicht. So schickten Deutschland und die Vereinigten Staaten nur Botschafter. Privat nahm Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) als "Freund Chinas" teil, was in den staatlichen Massenmedien der Volksrepublik besonders gewürdigt wurde. Dort traf er auf seinen alten Freund, den russischen Präsidenten Wladimir Putin, den Stargast unter den ausländischen Besuchern. Immerhin kamen auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und Präsidentin Park Geun-hye aus Südkorea, das ebenfalls unter Japans Aggression im Zweiten Weltkrieg gelitten hatte, in die chinesische Hauptstadt.

Alle früheren Militärparaden hatten bisher am Jahrestag der Staatsgründung am 1. Oktober stattgefunden. Erst dieses Jahr ist der 3. September zum neuen nationalen Feiertag erklärt worden - er soll an den Sieg über Japan im Zweiten Weltkrieg erinnern, in dem nach offiziellen Angaben 35 Millionen Chinesen getötet oder verwundet wurden. Andere Quellen sprechen von 14 Millionen Toten in China. Die kommunistische Führung lässt dafür die Bürgersteige seiner Metropolen hochklappen. Schulen und auch die Börsen bleiben bis kommenden Montag geschlossen. Auch das staatliche Fernsehen sorgt für patriotische Stimmung: Die Zensoren haben nach Angaben von Xinhua alle Sender angewiesen, vom 1. bis 5. September auf Unterhaltungsprogramme zu verzichten. Rund um die Uhr und auf allen Kanälen laufen Filme über Chinas Kriegsgeschichte mit Japan.

(RP)
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