Düsseldorf/Peking China nutzt deutsche Technik für neue Reaktor-Generation

Düsseldorf/Peking · Während Deutschland bis Ende 2022 komplett aus der kommerziellen Nutzung der Kernkraft aussteigen will, soll in China Ende 2017 ein Reaktortyp der neuesten Generation ans Netz gehen, der auf einer vor allem in Deutschland entwickelten Technologie beruht. Gasgekühlte Hochtemperatur-Kugelhaufenreaktoren, wie sie in der Provinz Shandong südlich von Peking errichtet werden, wurden in den 70er und 80er Jahren auch in NRW erprobt. Nach einem Forschungsreaktor in Jülich ging in Hamm-Uentrop ein kommerzieller Meiler in Betrieb, der aber 1989 nach nur 423 Tagen Volllastbetrieb wegen Störanfälligkeit und hoher Kosten stillgelegt wurde.

Die Chinesen sind sich sicher, dass sie mit der von ihnen weiterentwickelten Technik mehr Glück haben. Wenn das erste AKW mit einer Gesamtleistung von 210 Megawatt die Erwartungen erfüllt, solle sehr schnell ein weiteres Kraftwerk mit 600 Megawatt Leistung in der Provinz Jiangxi folgen, berichtet das Fachmagazin "Technology Review". Darüber hinaus will China die Reaktoren international vermarkten. So unterzeichnete Chinas Präsident Xi Jinping bereits einen Vertrag über die Lieferung eines Hochtemperaturreaktors nach Saudi-Arabien.

Um die katastrophale Luftverschmutzung zu bekämpfen, setzt China neben dem massiven Ausbau von erneuerbaren Energien auch auf Atomkraft. Das Marktforschungsinstitut Bloomberg New Energy Finance prognostiziert, dass China bis 2030 bis zu 100 Atomkraftwerke bauen wird. Diese klassischen Druckwasserreaktoren werden ebenfalls aggressiv vermarktet. In Großbritannien bauen die Chinesen bereits einen Meiler, Argentinien und Rumänien sollen folgen.

(bee)
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