Persönlich Christian Kern . . . wird Österreichs neuer Kanzler

Der Sanierer der Österreichischen Bundesbahnen, Christian Kern, ist schon lange die Zukunftshoffnung der Sozialdemokraten. Nun ist der 50-Jährige auf dem Sprung zum Regierungschef.

Seit vielen Jahren ist der Medienprofi die beste Personalreserve der österreichischen Sozialdemokraten.

Der Chef der Bundesbahnen ÖBB ist gut vernetzt, in der SPÖ groß geworden, aber nicht im Parteiapparat gefangen.

Nach Abgang des SPÖ-Chefs und Bundeskanzlers Werner Faymann war der Ruf der Wähler nach einer Erneuerung an der Spitze groß. Kern gilt als Gegenentwurf zu seinem schon mal als "Kuschel-Kanzler" bezeichneten Vorgänger. Im Ton sei er fordernd, auf Kritik reagiere er oft dünnhäutig.

Die Karriere des aus einer einfachen Arbeiterfamilie stammenden Wieners ist steil: Nach einem Kommunikationswissenschaften- und Managementstudium startete der einstige Klassensprecher als Wirtschaftsjournalist. Rasch wechselte er als Assistent und später als Büroleiter und Pressesprecher in die SPÖ. 1997 ging Kern zu einem mehrheitlich staatlichen Stromkonzern. Seine bisher größte berufliche Herausforderung folgte im Juni 2010, als der vierfache Vater oberster Eisenbahner wurde. Kern schlug sich als Chef gut, verlieh dem Staatsunternehmen neuen Glanz. Bei der Versorgung und dem unbürokratischen Transport tausender Flüchtlinge übernahm die ÖBB eine wichtige Rolle. Doch manche SPÖ-Genossen meinen, das selbstbewusste Auftreten des passionierten Jägers wirke zu arrogant. Seine geschliffene Rhetorik passe nicht zu einer Arbeiterpartei. Und die Vorliebe für teure Anzüge brachte ihm bei der ÖBB sogar den Spitzname "CK" ein, in Anspielung auf das Modelabel Calvin Klein.

Finanziell wäre der Sprung ins Kanzleramt ein Abstieg, wenn auch auf hohem Niveau. Während dem Kanzler etwa 300.000 Euro im Jahr bezahlt werden, erhält Kern als Bahn-Chef schätzungsweise mehr als doppelt so viel.

(RP)
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