Persönlich Christoph Blocher ... mag das Schweizer Parlament nicht

Er wolle seine Zeit nicht verschwenden, hat Christoph Blocher in einem Videobeitrag gesagt. Dabei ging es dem Schweizer Unternehmer und Politiker nicht um so banale Beschäftigungen wie Gartenarbeit oder Briefmarkensammeln, sondern um seinen Sitz im Schweizer Parlament. Blocher möchte, so der Tenor der Videobotschaft, am 31. Mai von seinem Mandat im Nationalrat zurücktreten. Seine Begründung: Das Parlament sei zu bürokratisch geworden. Er wolle seine Prioritäten in seiner politischen Arbeit neu setzen und sich vor allem auf seine Kernthemen konzentrieren: den Kampf gegen eine engere Anbindung der Schweiz an die EU und die Umsetzung der "Masseneinwanderungsinitiative". Das sind Themen, mit denen der 73-Jährige bereits in ganz Europa polarisiert hat. Als sich im Februar in einer Volksabstimmung eine knappe Mehrheit der Schweizer für eine Begrenzung der Zuwanderung aussprach, da war das auch ein Triumph für Blocher - und löste im Ausland Kopfschütteln über die Schweizer Abschottung aus.

Ohnehin gefällt sich Blocher in der Rolle des Provokateurs. 2007 warb er mit Plakaten mit weißen und schwarzen Schafen für die "Ausschaffung", also die Abschiebung, krimineller Ausländer. Vom Nationalrat hielt er schon früher eher wenig: Laut einer Auswertung der Firma Politnetz fehlte der Politiker bei 36 Prozent aller Abstimmungen unentschuldigt. Schon 1994 hatten die "Luzerner Neusten Nachrichten" enthüllt, dass Blocher in Abwesenheit seiner Sitznachbarin im Nationalrat auch deren Abstimmungsknopf betätigt und so zweimal gestimmt hatte.

Blocher wurde 2011 zum zweiten Mal in den Nationalrat gewählt. Von 1997 bis 2003 war er bereits als Präsident der Schweizerischen Volkspartei (SVP) Mitglied im Nationalrat. Seine unternehmerische Laufbahn begann 1969 nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung und einem Jura-Studium in der Rechtsabteilung der Ems-Chemie AG.

(RP)
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