Persönlich Claude-Oliver Rudolph . . . arbeitet für russischen Sender

Schauspieler Claude-Oliver Rudolph teilt gerne aus. Im Film mimt er oft genug wenig zimperliche Bösewichter ("Der König von St. Pauli"), privat trainiert er Kampfsportarten. Diplomatie ist seine Sache nicht, er selbst bezeichnet sich immer wieder als Rebell; ein Zeichen dafür, dass er sich wohlzufühlen scheint in dieser Rolle. Dazu passt, dass er beim russischen TV-Sender RT Deutsch, dem einstigen Russia Today, kulturpolitischer Ressortleiter werden soll. Der Kanal gilt als Propaganda-Organ des russischen Präsidenten Putin. "Ich bin ja selbst ein bisschen wie Putin", sagte der 59-Jährige der "Bild"-Zeitung, "wir sind beide Judoka, polarisieren und zucken nicht vor Isis zusammen." Unverstandene Außenseiter eben.

Rudolph pflegt dieses Image, weil seine Rolle in "Das Boot" ihm zwar Bekanntheit verschaffte, er danach aber mit eigenen Produktionen künstlerisch eher glücklos blieb. Stattdessen machte der Mann mit dem einprägsam vernarbten Gesicht mit seinem exzessiven Lebensstil Schlagzeilen: kein Rebell ohne Rock'n'Roll. Zu Partys, Pleiten und Promiboxen (K.o. in der vierten Runde) gesellt sich nun noch Putin.

Dessen Anziehungskraft auf abgetakelte Schauspieler ist fast verdächtig. Gé-rard Depardieu hat die russische Staatsbürgerschaft angenommen, Steven Seagal für den Präsidenten gesungen. Dagegen ist Rudolphs Ansatz geradezu avantgardistisch: Er soll eine Talkshow namens "Clash" moderieren und will dort sympathische Verlierertypen präsentieren. Wie seinen Freund Rolf Zacher. Verlierer unter sich - das könnte lustig werden. Zumal Rudolph stets Sinn für Humor bewiesen hat. Zuletzt behauptete er, dass Til Schweiger die Idee für seinen Film "Honig im Kopf" bei ihm gestohlen habe. Dass Rudolph von den Russen ausgewählt wurde, erklärt er damit, dass man nach jemandem gesucht habe, der kein "angepasstes Arschloch" sei. Diese Art des Austeilens nennt man Schaumschlägerei.

Jörg Isringhaus

(RP)
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