Persönlich Clemens Tönnies . . . legt Streit in der Familie bei

Der ostwestfälische Unternehmer Clemens Tönnies (60) ist es gewohnt, im Feuer zu stehen. Doch die sechsjährige Dauerfehde, die er sich mit seinem Neffen Robert (38) um den Einfluss in Deutschlands größtem Schlachtbetrieb (Umsatz von 6,35 Milliarden Euro im vergangenen Jahr, 12.500 Mitarbeiter) geliefert hatte, dürfte ihre Spuren hinterlassen haben. Gestern schlossen beide demonstrativ Frieden - mit Hilfe einer Holding und eines Beirats sollen die Machtverhältnisse klar geteilt werden, alle Gerichtsprozesse werden beigelegt.

Die Fehde dürfte so geschmerzt haben, weil Clemens Tönnies seinen drei Jahre älteren Bruder Bernd - also Roberts Vater - geradezu verehrt hatte: Der gemeinhin "Kotelett-Kaiser" genannte Bernd Tönnies hatte das Imperium gegründet, war aber Mitte der 90er Jahre im Alter von nur 41 Jahren an den Folgen einer Nierentransplantation gestorben. Dem jüngeren Bruder soll er das Versprechen abgenommen haben, dieser möge sich auch um den Fußballclub Schalke 04 kümmern, bei dem Bernd Tönnies kurz zuvor Präsident geworden war. Das Versprechen löste der Jüngere 2001 ein, als er zum Schalke-Aufsichtsratschef aufstieg. Er gilt als Architekt des Sponsorings durch Gazprom - allen ethischen Bedenken um eine Beteiligung des Putin-nahen Konzerns zum Trotz. In die Schlagzeilen geriet Tönnies nicht nur wegen des vor Gericht mit enormer Hitzigkeit ausgetragenen Streits mit seinem Neffen. Er wurde auch wiederholt wegen der Arbeitsbedingungen in seinen Betrieben kritisiert. Gewerkschafter warfen dem Unternehmer aus Rheda-Wiedenbrück vor, er habe massiv auf Werkvertragsnehmer aus Osteuropa gesetzt . Das NRW-Arbeitsministerium warf ihm zudem ausufernde Arbeitszeiten und mangelhafte Gesundheitsvorsorge für die Beschäftigten vor. Tönnies und mehrere Konkurrenten verpflichteten sich später freiwillig, den Anteil der Stammbelegschaft zu erhöhen.

(RP)
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