Düsseldorf Comedy-Star als Kind im Flüchtlingsheim

Düsseldorf · Enissa Amani (31) stammt aus dem Iran und hatte in Deutschland lange Zeit Angst und Albträume.

Sie gehört zu den größten Talenten der Comedy- und Kabarettszene in Deutschland, ist bei der Tanzshow "Let's Dance" einem Millionenpublikum bekannt geworden. Enissa Amani wirkt, als würde ihr der Erfolg derzeit nur so zufliegen. Sie war aber nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens, wie sie gestern anlässlich eines Auftritts in Kleve verriet.

Die 31-Jährige, die heute in Köln lebt, hat am eigenen Leib erlebt, wie es sich anfühlt, in einem Flüchtlingsheim zu leben. Das war in der Nähe von Frankfurt am Main. "Jedes Mal, wenn ich das Wort Flüchtling höre, bekomme ich schon Gänsehaut. Es erinnert mich daran, dass wir im Flüchtlingsheim gelebt haben, als ich sehr klein war", sagte Amani. Sie kam als Tochter politisch Verfolgter aus dem Iran nach Deutschland. Ihr Vater ist Literat und Sozialist, die Mutter Ärztin.

"Das Erste, woran ich mich so richtig erinnern kann, ist, dass in Solingen ein Heim gebrannt hat", sagt Amani. Ihr Vater habe dem damals kleinen Mädchen erklärt, dass böse Menschen das Haus angezündet hätten. "Ich habe ihn dann gefragt, ob da Menschen wie wir gelebt haben. Ob uns das auch passieren könnte. Lange Zeit hatte ich Angst und Albträume, dass ein Feuer auch bei uns ausbricht."

Trotz ihrer eigenen Erfahrungen versuche sie heute, ohne Vorurteile an die Flüchtlingsdebatte heranzugehen. "Wenn jemand nie selber fliehen musste, hat er ein anderes Bild und andere Ängste. Er denkt dann vielleicht: Die kommen zu uns und nehmen uns die Arbeitsplätze, Frauen oder sonst etwas weg."

Vor diesem Hintergrund habe sie einen anderen Blick auf die gegenwärtige Debatte. "Ich kann Leute verstehen, die das nicht erlebt haben und die Sache deswegen anders sehen. Ich versuche, nicht zu sagen: ,Alles Nazis, alles schlimme Menschen', sondern hier und da den Menschen die Augen zu öffnen, um klarzumachen: Das könnte jeder sein. Wir haben halt das Glück gehabt, so aufzuwachsen, dass wir nie fliehen mussten."

Vielleicht ändere sich aber die weltpolitische Lage so, "dass wir plötzlich in einem anderen Land stehen. Dann wollen wir auch nicht hören, wir seien nur gekommen, um den Menschen irgendetwas wegzunehmen", betont der Comedy-Star.

Mittlerweile hat die 31-Jährige auch das Land bereist, aus dem ihre Eltern fliehen mussten. Mit Anfang 20 stellte sich Amani ihrer Vergangenheit und besuchte erstmals den Iran. Einige Male war sie schon dort. "Ich habe gemerkt, dass das Land ein großer Teil von mir ist", sagt sie.

"Auch wenn Deutschland meine Heimat ist, drückt der Iran Knöpfe bei mir. Das ist ein Land, zu dem ich einen riesigen Bezug habe und für das ich ebenfalls Heimatgefühle hege, obwohl ich nicht dort aufgewachsen bin", meint der Comedy-Star.

(RP)
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